Birds Of Prey: The Emancipation Of Harley Quinn
Es war eine aufregende Zeit an der Seite des berüchtigten Jokers. Doch das ist für Harley Quinn nun ein für allemal vorbei. Immerhin steckt sie die Trennung gut weg – mit Fress-Orgien vor dem Fernseher und ausufernden Partys im Club. Da kann sie sich immerhin einiges rausnehme, weil ihr die Trennung eh niemand glaubt und sie so auch weiterhin den Schutz durch „Mr. J“ genießt. Aber damit sie wirklich loslassen kann, muss auch das aufhören. Und es wird Zeit für einen Schlussstrich. Einen dicken Schlussstrich. Am besten mit einem großen Feuerwerk.
Gesagt, getan. Nur was Harley dabei nicht bedacht hat: Da sind auf einmal ganz schön viele Leute, die sie tot sehen wollen. Und nachdem die verrückte Ex des Jokers nicht mehr als unantastbar gilt, können sie ihren Rachegelüsten endlich nachgehen. Unter ihnen auch Roman Sionis alias Black Mask, der gerade dabei ist, die Kontrolle über Gotham an sich zu reißen. Um ihn wieder loszuwerden, muss Harley kreativ werden. Zum Glück bekommt sie dabei schon bald ungewollte Unterstützung von einer scharfsinnigen Nachclub-Sängerin, einer frustrierten Polizistin, einer jungen Taschendiebin und einer geheimnisvollen Rächerin. Gemeinsam bringen sie die männlich-dominierte Unterwelt mit ihrem machohaften Getue ganz schön ins Wanken.
Zuallererst: „Birds of Prey“ macht richtig Spaß – und bildet damit einen klaren Gegenpol zum beeindruckenden, aber doch eher schwer verdaulichen „Joker“. Denn Harley legt hier als Ich-Erzählerin eine sympathisch-bissige Ironie an den Tag, die von Beginn an voll mitzieht. Sie spricht ganz einfach aus, was ihr in den Kopf kommt. Und ist dabei alles andere als selbstgerecht: Wenn sie Mist baut, dann weiß sie das. Sie ist cool damit. Und irgendwie kann man gar nicht anders, als sie und ihr chaotisches Wesen auf eine verquere Weise ins Herz zu schließen.
Aus ihrer Perspektive gesehen ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Story ein bisschen durcheinandergeraten ist. Immerhin lief ihr ganzes Leben alles andere als gradlinig und manchmal kann schon der Verlust eines Eiersandwiches – DES BESTEN EIERSANDWICHES ÜBERHAUPT – einen dramatisch-turbulenten Drive in die Geschichte bringen. Und wenn Sie dann auf der Jagd nach einem legendären Diamanten mit Farb- und Konfettigeschossen das Polizeirevier stürmt, sich mit ihren neuen Gefährtinnen zum Showdown im Vergnügungspark verschanzt oder wilde Verfolgungsjagden auf Rollerblades bestreitet, dann geht die Post so richtig ab. Und das Porto reicht für so manches Überraschungspäckchen.
Getragen von einer charmant-überdrehten Margot Robbie („Bombshell – Das Ende des Schweigens“, „I, Tonya“, „Suicide Squat“) in der Hauptrolle hat Regisseurin Cathy Yan eine willkommene Abwechslung zu den teilweise grandiosen, aber doch zunehmend pathetischen Superhelden-Blockbustern geschaffen. Der Film ist sicher nicht genial und vermutlich auch nicht jedermanns Geschmack. Dafür absolut lässig, mit trickreich inszenierten Kampfszenen und einem verschmitzten Arschtritt in Richtung Patriarchat. Oder wir Harley es ausdrückt: „Wenn du willst, dass die Jungs dich respektieren, musst du zeigen, dass du es ernst meinst. Spreng etwas in die Luft!“
Marius Hanke
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: Deutsch, Englisch, Dt.f.Sehg.
Untertitel: Dt. f. Hörg., Engl. f. Hörg.