Bombshell - Das Ende des Schweigens
Als sie im Präsidentschaftswahlkampf den Kandidaten Donald Trump auf dessen frauenverachtende Äußerungen anspricht, beginnt für die Starmoderatorin Megyn Kelly ein Spießrutenlauf. Der Befragte antwortet über Twitter nur wenig später mit üblen Beschimpfungen. In den Medien wird die Auseinandersetzung lustvoll ausgeschlachtet. Und Kellys Chef Roger Ailes, der den rechtskonservativen US-Nachrichtensender Fox News leitet, sieht keine Notwendigkeit, sich öffentlich für seine Mitarbeiterin starkzumachen. Immerhin bringt die Geschichte Quoten. Zudem zählt er Trump zu seinen Freunden. Schwierige Zeiten erlebt auch Megyns Kollegin Gretchen Carlson, die einst zu den Aushängeschildern der TV-Anstalt gehörte. Da sie mit ihren Meinungen intern immer stärker aneckt, wird sie in das unattraktivere Nachmittagsprogramm verbannt und erhält eines Tages ihre Kündigung. Nach oben zeigt hingegen der Weg der ehrgeizigen Kayla Pospisil, die unbedingt vor die Kamera möchte und es sogar bis ins Büro des Senderbosses schafft. Große Unruhe bricht im Hause Fox News aus, als die gefeuerte Carlson eine Klage gegen Ailes wegen sexueller Belästigung einreicht und nach weiteren Betroffenen sucht. Kelly und Pospisil, die beide unschöne Erfahrungen mit dem Geschäftsführer gemacht haben, müssen nun entscheiden, ob sie ebenfalls in die Offensive gehen.
„Bombshell – Das Ende des Schweigens“ zeigt sehr deutlich, dass es nach wie vor ein weiter Weg zu einer Gleichberechtigung der Geschlechter und einem Abbau missbräuchlicher Strukturen ist. Noch bevor der Skandal um den früheren Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein eine breite Debatte zu diesem Thema lostrat, offenbarte die Belästigungsaffäre bei Fox News, wie stark Sexismus und Einschüchterung im Berufsalltag verbreitet sein können. Regisseur Jay Roach (Trumbo), Drehbuchautor Charles Randolph (The Bigh Short) und die als Hauptdarstellerin und Produzentin auftretende Charlize Theron (Tully) wollen mit ihrem Film einen Beitrag zu den Diskussionen leisten und schaffen es durchaus, in einigen Momenten handfeste Beklemmung zu erzeugen. Etwa dann, wenn Pospisil, die als Einzige der drei Protagonistinnen fiktiv ist, von Ailes aufgefordert wird, ihre Beine zu präsentieren und ihren Rock immer höher zu schieben. Weil Theron, Kidman und Robbie ihre Rollen mit Verve interpretieren, sackt das Interesse an den Geschehnissen aus dem Jahr 2016 zu keinem Zeitpunkt ab. Dass „Bombshell – Das Ende des Schweigens“ das noch immer weitverbreitete Phänomen der Belästigung am Arbeitsplatz mit bekannten Gesichtern auf die große Bühne hebt, ist äußerst lobenswert. Rundum überzeugend gerät die Rekonstruktion allerdings nicht. Manche Entwicklungen wirken arg verknappt. Den Hauptfiguren und ihrer Entscheidungsfindung hätte man noch mehr Raum geben können. Überdies fällt der Erzähl- und Inszenierungsstil etwas unentschlossen aus. Gleich zu Beginn schlägt der Film sarkastische Töne an und überrascht das Publikum mit einer direkten Ansprache von Megyn Kelly, die uns durch das Fox-News-Gebäude führt. Vorbild für diese Art der Aufmachung sind die beiden temporeichen Satirewerke The Bigh Short und Vice – Der zweite Mann. Die Konsequenz, mit der dort die vierte Wand durchbrochen wird und komplexe Zusammenhänge verzahnt werden, lassen Jay Roach und seine Mitstreiter jedoch vermissen.
Christopher Diekhaus
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Engl. f. Hörg.