Was am Ende zählt

Film: Was am Ende zählt
Länge:
100 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Julia von Heinz
Darsteller:
Paula Kalenberg, Marie Luise Schramm, Benjamin Kramme, Vinzenz Kiefer, Toni Osmani, Martin Ontrop, Katy Karrenbauer, Anja Beatrice Kaul, Evelyn Meyka
Genre:
Drama , Jugend
Land:
Deutschland, 2007

Carla, aus gut situierter Familie stammend, ist von zu Hause abgehauen, um in Lyon Modedesign zu studieren. Beim Umsteigen in Berlin werden ihr alles Geld und das Gepäck gestohlen. In dieser verzweifelten Situation lernt Carla Lucie auf einem alten Dampfer kennen, den sich junge Leute zu einer Kneipe umbauen wollen. Lucie, ein ehemaliges Heimkind, kümmert sich um ihren drogenabhängigen Bruder und scheint durch ihre zupackende Art die „Mutter“ dieser Aussteigertruppe zu sein. Das imponiert Carla, obwohl ihr nicht verborgen bleibt, dass Lucie dabei von allen ausgenutzt wird. Lucie wiederum bewundert Carlas Zielstrebigkeit. Dann endlich hat sich Carla genug Geld für ihre Reise erarbeitet. Aber nun ist sie schwanger. Da hat Lucie die Idee: Carla bringt das Kind unter Lucies Namen zur Welt und gibt es ihr. Carla ist einverstanden. Die beiden Frauen ziehen in ein anonymes Neubauviertel und spielen den anderen vor, Lucie sei schwanger. Als Carla dann ein Mädchen zur Welt bringt, merkt sie, dass sie ihr Baby nicht verlassen und dass ihr Kind unter diesen Verhältnissen nicht aufwachsen kann. Aber erst als die Situation eskaliert, sind Mutter und Ziehmutter zu grundlegenden Entscheidungen bereit...

Das Debüt von Julia von Heinz (Ich bin dann mal weg, Hannas Reise) ist ein Film über den komplizierten Lernprozess, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Dabei besitzen die Regisseurin und die Kamerafrau Daniela Knapp genau das richtige Maß an psychologischem Einfühlungsvermögen, um die beiden Heldinnen mit ihren Schwächen, ihren Verletzungen, aber auch ihren Stärken überzeugend agieren zu lassen. Carla wird dargestellt von der 20-jährigen Paula Kalenberg (Die Wolke, „Kabale und Liebe“), die tatkräftige, aber einfach gestrickte Lucie spielt Marie Luise Schramm („Bin ich sexy?“). Alles in allem ist diesem Team ein hervorragender Film gelungen, der berührt, mitreißt, amüsiert, nachdenklich stimmt und mit einem überraschenden Ende verblüfft.


Einen spannenden Blick hinter die Kulissen des Projekts wirft das 2016 in einer neuen DVD-Fassung veröffentlichte Bonusmaterial, das unter anderem den Kurzfilm „Lucie und Vera“ von 2003 beinhaltet. Ein raues, ungeschliffenes Jugenddrama, aus dem Regisseurin Julia von Heinz in mehrjähriger, intensiver Arbeit ihr Spielfilmdebüt „Was am Ende zählt“ entwickelte. Auch im 26-minütigen Frühwerk ist Marie-Luise Schramm in der Rolle der nach Geborgenheit suchenden Lucie zu sehen, die einer Freundin – in diesem Fall der Ausreißerin Vera – die Mutterschaftsbürde abnehmen will. Im Prinzip erzählt der Kurzfilm die gleiche Geschichte wie der später entstandene Langfilm. Variationen und Abänderungen stechen aber dennoch ins Auge. Bemerkenswert ist vor allem das Ende von „Lucie und Vera“, das trotz eines kleinen Hoffnungsschimmers spürbar düsterer ausfällt. Interessantes Hintergrundwissen zu beiden Produktionen liefert das ebenfalls auf der DVD enthaltene Interview mit Julia von Heinz. Hier kann der Zuschauer beispielsweise erfahren, dass die Handlung auf einem realen Fall basiert, der die Filmemacherin auch deshalb ansprach, weil sie in der Entstehungszeit selbst Mutter wurde und ihrer neuen Rolle mit ambivalenten Gefühlen begegnete. Darüber hinaus berichtet die Regisseurin im Gespräch von der zum Teil mühsamen Entwicklung des Spielfilms, der anfangs als Fernsehproduktion konzipiert war und mit einem für TV-Verhältnisse äußerst bescheidenen Budget von 400.000 € auskommen musste. Das Endergebnis, das schließlich auf mehreren Festivals und im Kino lief, zeigt allerdings, dass es für eine ergreifende, authentische Arbeit keine üppigen Gelder braucht. Eine packende Geschichte, ein gutes Gespür für die Figuren und kreative Begeisterung reichen oft schon aus, um dem Publikum ein nachhaltig berührendes Filmerlebnis zu schenken.


DVD-Bildformat: 1:1,85; 16:9
Ton: HiFi Stereo, Dolby Digital 2.0
Sprache: Deutsch Untertitel: Englisch

DVD Extras: Kurzfilm LUCIE UND VERA, Making Of / Teamfilm, Interview Julia von Heinz, Interview Paula Kalenberg & Marie-Luise Schramm, nicht verwendete Szenen, Musikviedeo JE NE SAIS COMMENT, Original Kinotrailer, Fotos der Dreharbeiten

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

DVD-Bildformat: 1:1,85/16:9

Ton: Dolby Digital 2.0

Sprachen: Deutsch DD 2.0

Untertitel: Englisch

Anbieter

Kauf-DVDIndigo

Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (26. Woche 2016).