Die Wolke

Die 16-jährige Hannah, die mit ihrer allein erziehenden Mutter und ihrem kleinen Bruder Uli in einer kleinen hessischen Stadt wohnt, erlebt gerade ihre erste große Liebe mit ihrem Mitschüler Elmar, als ein Störfall in einem nahe gelegenen Kernkraftwerk eine radioaktive Wolke ausstößt. Im allgemeinen Chaos, als alle vor der Wolke flüchten, werden die beiden getrennt und Hannahs Bruder von einem Auto tödlich verletzt. Durch den Schock ist sie wie gelähmt, gerät in den radioaktiven Fallout und wird ohnmächtig. Als sie wieder erwacht, findet sie sich in der geschlossenen Abteilung einer Hamburger Klinik wieder, die sich um kontaminierte Kinder und Jugendliche kümmert. Den Tod der anderen ständig vor Augen und selbst bereits ohne Haare, hat Hannah mit ihrem Leben abgeschlossen, als plötzlich Elmar vor ihr steht. Er wurde ebenfalls stark kontaminiert, wie sich etwas später herausstellt. Gemeinsam versuchen sie ihre Liebe trotz äußerer Widerstände zu leben und machen sich am Ende auf den Weg in die alte Heimat, um in der verstrahlten Zone Hannahs Bruder zu begraben.

Gregor Schnitzler drehte den Film nach einem Drehbuch von Marco Kreuzpaintner („Sommersturm“) und nach dem Roman von Gudrun Pausewang, den diese 1987 als unmittelbare Reaktion auf die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl veröffentlichte. Im Film wurde die Handlung allerdings in die Gegenwart verlegt und um die Liebesgeschichte zwischen Hannah und Elmar erweitert. Sie bildet jetzt den Mittelpunkt des Jugenddramas, das gerade in dieser Hinsicht trotz guter Darstellerleistungen etwas unglaubwürdig wirkt. Denn kaum hatten sich die beiden verliebt und einen ersten Kuss ausgetauscht, wollen sie sich auch schon füreinander opfern. Leider gibt es noch weitere dramaturgische Schwachstellen und Handlungsbrüche, die sich nicht alle mit dem begrenzten Produktionsetat erklären lassen. Andererseits erzeugen einige starke Szenen auch unmittelbare Betroffenheit, Szenen, in denen man mit den Figuren mitleiden und mithoffen kann, die spannend inszeniert sind, die den Film zu einem lange nachwirkenden filmischen Ereignis machen und zur weitergehenden Auseinandersetzung anregen. Gelungen ist auch die vorsichtige Musikuntermalung beziehungsweise der Verzicht auf Musik in besonders sensiblen Szenen. Trotz einiger Schwächen also ein ambitioniertes Jugenddrama, das durchaus unter die Haut geht.

DVD-Bildformat: 16:9
Ton: Dolby Surround, Dolby Digital 5.1
Sprache: Deutsch
Untertitel: Deutsch

Holger Twele