Die Wolken von Sils Maria

Maria Enders ist eine international gefeierte Schauspielerin. Noch erhält sie Angebote, wird von Modemagazinen und für Beauty-Shootings gebucht. Aber die Zeit schreitet unbarmherzig voran. Die Endvierzigerin feierte ihren Durchbruch vor 20 Jahren mit einem Theaterstück, in dem sie die junge Verführerin Sigrid spielte, welche die ältere Geschäftsfrau Helena emotional von sich abhängig macht und in den Selbstmord treibt. Ausgerechnet die Rolle der Helena wird ihr nun vom erfolgreichen Nachwuchs-Theaterregisseur Klaus Diesterweg angetragen. Maria hadert, zweifelt, will das Angebot ablehnen. Ihre junge Assistentin Val, zu der sie ein enges Vertrauensverhältnis hat, kann sie schließlich überzeugen. In den Schweizer Bergen studieren die beiden unterschiedlichen Frauen die Rolle ein. Val hat ihr eigenes Paket zu tragen. Sie ist klug und reflektiert, wirkt gleichzeitig selbstbewusst, pragmatisch und abgründig, verletzlich. Und sie hält Maria immer wieder den Spiegel vor, versucht sie mental aufzubauen, was sich schließlich als fast unerträglicher Kraftakt erweist. Maria, die zwischen kapriziös und bodenständig eine ganze Palette an widersprüchlichen Verhaltensweisen an den Tag legt, lässt sich dank Val auf das Projekt ein. Nun soll aber ausgerechnet das überaus naive Hollywood-Sternchen Jo-Ann Ellis die Rolle der Sigrid übernehmen und Maria gerät in eine Identitätskrise, bis sich die angespannte Situation mit Val in der Einsamkeit der Berge dramatisch hochschraubt.

Olivier Assayas („Carlos - Der Schakal“, „Die wilde Zeit“, „Paris je t'aime“), der vor seiner Regie-Laufbahn Filmkritiker beim renommierten "Cahier du Cinema" war, und damit das Erbe vieler Nouvelle Vague-Regisseure antritt, liefert mit diesem vielschichtigen Drama eine überaus interessante Reflexion über Weiblichkeit und Älterwerden, über den aktuellen Kulturbetrieb, die Kluft zwischen Anspruch und Massentauglichkeit, aber auch über ganz konkrete menschliche Begehrlichkeiten und Sehnsüchte. Die imposanten Schweizer Berge liefern eine beeindruckende Kulisse, das Naturphänomen der Wolken von Sils Maria, die sich bei einer seltenen Wetterlage als kilometerlange Schlange durch einen Bergpass winden, bilden dabei ein stimmiges Bild ebenso für den Wunsch nach Einzigartigkeit wie für Vergänglichkeit. Wahrheit liegt immer in der Perspektive des Betrachters. Dass die hintersinnige Handlung dabei nicht verkopft wirkt, sondern unterhaltsam und abwechslungsreich, liegt neben dem tollen Drehbuch vor allem an der Performance der drei weiblichen Hauptcharaktere. Neben Juliette Binoche beweist Kristen Stewart mit feinen Nuancen ihr Können, ebenso Chloë Grace Moretz als Hollywood-Shooting-Star Jo-Ann, die in ihrer ebenso dümmlichen wie strahlenden Fassade schließlich Risse erkennen lässt. Ein Film über Schein und Sein, die leere Jagd nach Jugendlichkeit und schließlich das versöhnliche Ankommen im Augenblick.

Blu-ray-Bildformat:1:2,35/1080p
Ton:dts HD 5.1 MA
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1 MA/Englisch/Französisch/Mehrsprachig dts HD 5.1MA
Untertitel: Deutsch/Dt. f. Hörg.

DVD Extras: Interview, Trailer

Blu-ray Extras: Interview, Trailer

Christiane Radeke