Avengers: Infinity War

Seit dem Superheldenzwist in „The First Avenger: Civil War“ hat Tony Stark alias Iron Man viele seiner früheren Verbündeten aus den Augen verloren. Ihre Hilfe wird allerdings dringend benötigt, als der Titan Thanos zur Jagd auf die mächtigen Infinity-Steine bläst, mit denen er das Universum nach seinen Vorstellungen neu ordnen möchte. Der grausamen Offensive des intergalaktischen Despoten stellen sich neben Iron Man auch Thor, Dr. Strange, Steve Rogers, T’Challa alias Black Panther und die Guardians of the Galaxy rund um Anführer Peter Quill alias Star-Lord in den Weg. An unterschiedlichen Orten und Fronten versuchen die unerschrockenen Kämpfer eine Katastrophe abzuwenden, stellen aber vor allem eines fest: Ihr Gegner scheint dieses Mal unbezwingbar zu sein.

Höher war die Dichte an Superhelden im Marvel Cinematic Universe (MCU) noch nie. Im neunzehnten Beitrag des Leinwandgroßprojektes kommt es zu einem regelrechten Showlaufen der Comic-Schwergewichte, das leider ein wenig auf Kosten der Charakterzeichnung geht. In atemberaubendem Tempo eilen die Regiebrüder Anthony und Joe Russo (The First Avenger: Civil War, The Return of the First Avenger) von einem Schauplatz zum nächsten und schaffen es nur bedingt, allen Protagonisten gerecht zu werden. Viele Figuren kommen über den Mitläuferstatus nicht hinaus. Und in manchen Fällen – etwa bei der Beziehung zwischen Gamora und Thanos – hätte man sich mehr Raum für emotional mitreißende Nuancen gewünscht. Die schiere Masse an Superhelden lässt den Machern – anders als in einigen der vorangegangen Marvel-Abenteuer – jedoch nur wenig Zeit, um gründlich hinter die Fassade der Weltenretter zu blicken. Trotz eines einprägsamen, in der Originalversion von Josh Brolin charismatisch gesprochenen Bösewichts stellt „Avengers: Infinity War“ einen kleinen Rückschritt dar. Gerade im Vergleich mit dem moralisch komplexen Afrika-Spektakel Black Panther, das Anfang 2018 Kritiker und Publikum begeisterte. Der Witz, der schon die anderen MCU-Beiträge auflockerte, ist auch im neuen Blockbuster vorhanden. Und die Actionsequenzen können sich wieder einmal sehen lassen. Die Grenze zum Overkill wird in einigen Passagen aber spürbar überschritten. Mit seinem wuchtigen, erstaunlichen niederschmetternden Showdown schafft es der neue Marvel-Beitrag dennoch, große Neugier auf den Fortgang der Superhelden-Reihe zu entfachen.

Blu-ray Extras: Intro, Outtakes, Entfallene Szenen, Featurettes, Audiokommentar

Christopher Diekhaus