Eine dunkle Begierde

Das kammerspielartige Drama beleuchtet die Geburtsstunde der Psychoanalyse Anfang des 20. Jahrhunderts und beruht auf realen Ereignissen. Carl Gustav Jung ist mit Ende 20 überaus erfolgreich. Der Arzt leitet eine psychiatrische Klinik in der Schweiz und ist glücklich verheiratet. Seine neue Patientin, die russische Jüdin Sabina Spielrein, leidet unter hysterischen Anfällen. Unterdrücktes erotisches Verlangen begehrt gegen gesellschaftliche Moralvorstellungen auf. Zum ersten Mal wendet Jung bei ihr die sogenannte Sprechtherapie nach Freud an, wahrscheinlich als erster Arzt überhaupt. Spielrein hat selbst Ambitionen, Psychologin zu werden, Jung unterstützt sie, verliebt sich jedoch in die anziehende und hoch intelligente junge Frau. Die beiden beginnen, Spielreins masochistisches Begehren auszuleben. Zeitgleich tritt Jung in regen Briefkontakt mit seinem Mentor und Übervater Sigmund Freud. Doch als die Affäre öffentlich zu werden droht, wendet Jung sich von der Geliebten ab, schließlich steht auch seine Reputation als Arzt auf dem Spiel. Er begegnet Freud, sie verbindet bald eine enge Freundschaft, die aber von wissenschaftlichen Differenzen überschattet wird. Dann entschließt sich Spielrein, ihre Behandlung und Ausbildung ausgerechnet bei Freud fortzusetzen.

Der Kanadier David Cronenberg ("Spider"
, "Tödliche Versprechen")gilt seit den 1980er Jahren als Meister des subtilen Horrors, oftmals sind seine Filme verstörend und loten die Grenzen des menschlichen Körpers und Geistes aus. Gleichzeitig meistert der Regisseur seit Jahrzehnten den Spagat zwischen intelligentem Kunstkino und großen Hollywoodproduktionen. Hier nimmt er sich der historisch verbrieften Begegnung dreier Intellektueller an, die nachhaltig die Ideengeschichte und das Menschenbild des 20. und 21. Jahrhunderts geprägt haben. Sexualität als Triebkraft allen menschlichen Handelns war ein überaus revolutionärer Gedanke. Intelligent handelt Cronenberg die verschiedenen Beziehungen des Dreiergespanns ab: zwischen fachlichem Respekt und Zerwürfnis, Abhängigkeit, Verlangen und tiefer Freundschaft. Dabei gelingt ihm ein erhellender Einblick in das Lebensgefühl der Zeit und in psychologische Ansätze, die bis heute Gültigkeit haben.

Vorlage für den Film war das Theaterstück “Die Methode” des britischen Autors Christopher Hampton, der seit den Drehbüchern zu „Abbitte“ und „Chéri“ in Hollywood als Garant für anspruchsvolle Adaptionen gehandelt wird. Für Cronenberg ist es bereits die dritte Zusammenarbeit mit dem Darsteller Viggo Mortensen, der für seine Interpretation von Sigmund Freud eine Golden-Globe-Nominierung erhielt. Die internationale Koproduktion wurde maßgeblich mit deutschen Fördergeldern finanziert.

DVD-Bildformat: 1:1,85; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch
DVD-Extras: Interviews

Christiane Radeke