Westen

Ende der 1970er-Jahre: Nelly aus Ostberlin will zusammen mit ihrem etwa achtjährigen Sohn Alexej nach Westberlin ausreisen und ein neues Leben beginnen. Ihr russischer Freund Wassilij, der Vater des Kindes, starb vor einigen Jahren bei einem Autounfall, der nie ganz aufgeklärt wurde. Als Wissenschaftler bei einem militärischen Atomforschungsprojekt war er oberster Geheimnisträger. Nellys Ausreise ist offiziell durch ihre beabsichtigte Heirat mit einem Westdeutschen genehmigt. Mehr als zwei Koffer und ein Kuscheltier dürften Mutter und Sohn aber nicht mitnehmen. Die ersehnte Freiheit im Westen hatte Nelly sich völlig anders vorgestellt. Besonders hart ist die erste Zeit im Notaufnahmelager von Westberlin. Ständig wird sie von den westlichen Geheimdiensten verhört und auf Schritt und Tritt überwacht. Die einen halten sie für eine Spionin, die anderen erhoffen sich Informationen über ihren offiziell für tot erklärten Mann. Ein alter Bekannter von Wassilij macht Nelly den Hof und bietet sich für Alexej sogar als Ersatzvater an. Doch das Misstrauen in Nelly sitzt tief und sie entwickelt paranoide Vorstellungen, die ihre weitere Zukunft gefährden.

Schon für seine Filme Novemberkind (2008) und Die Unsichtbare hat der auf Rügen geborene Regisseur Christian Schwochow wie auch hier das Drehbuch zusammen mit seiner Mutter geschrieben. Als freie Vorlage diente beiden der Roman „Lagerfeuer“ von Julia Franck. Wie in „Novemberkind“ setzen sich Mutter und Sohn auch wieder mit deutsch-deutscher-Geschichte, der Zerstörung von Familie durch den Ost-West-Konflikt und den Kalten Krieg auseinander. Sie rufen in Erinnerung, dass damals nicht nur im Osten, sondern auch im Westen nicht alles in Ordnung war und einige bis heute gerne beschworene Vorstellungen über den freien Westen einer kritischen Überprüfung nicht standhalten. Vor allem jedoch erzählt der Film die Geschichte einer innerlich starken Frau, die an den äußeren politischen Umständen zu zerbrechen droht. Überzeugend gespielt auch die Rolle des Jungen in seiner inneren Zerrissenheit zwischen der Trauer um seinen Vater und der vagen Hoffnung auf eine väterliche Figur, die ihm über den Verlust hinweghelfen könnte. Dennoch wirkt die Handlung insgesamt etwas konstruiert, so dass es dem Film nicht gelingt, immer voll in Bann zu ziehen.

Blu-ray-Bildformat:1:2,35/1080p
Ton:dts HD 5.1
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1/Englisch/Mehrsprachig dts HD 5.1/Russisch
Untertitel: Deutsch

DVD Extras: Entfallene Szenen, Making of

Blu-ray Extras: Entfallene Szenen, Making of

Holger Twele