Vollblüter
Nach Jahren der Funkstille kommen sich die früheren Freundinnen Lily und Amanda langsam wieder näher, wobei ihr erstes Treffen von Amandas Mutter unter dem Vorwand einer Nachhilfestunde eingefädelt wurde. Lily staunt nicht schlecht, als ihre frühere Weggefährtin von ihrer Unfähigkeit, Gefühle zu empfinden, berichtet und offenherzig erzählt, dass sie eine Technik eingeübt habe, um auf Knopfdruck loszuheulen. Während Amanda weder Wut noch Freude kennt, gelingt es Lily nicht, ihre Abneigung gegen ihren Stiefvater Mark zu verbergen, in dessen luxuriösem Anwesen sie mit ihrer Mutter Cynthia lebt. Eines Tages schlägt Amanda aus heiterem Himmel vor, den unsympathischen, fitnessbesessenen Schnösel einfach zu ermorden, was Lily zunächst entrüstet von sich weist. Nach und nach findet sie jedoch immer mehr Gefallen an der fixen Idee und schmiedet mit ihrer Freundin schließlich einen perfiden Plan: Als Killer wollen die beiden gelangweilten Jugendlichen den Kleinkriminellen Tim engagieren, den Lily auf einer Party kennengelernt hat.
Dass Regisseur und Drehbuchautor Cory Finley vom Theater kommt und mit Worten umzugehen weiß, ist seinem Spielfilmdebüt „Vollblüter“ anzumerken. Regelmäßig liefern sich die Figuren messerscharfe, von sarkastischen Untertönen durchzogene Wortgefechte, die bei aller Abgründigkeit ein ums andere Mal zum Schmunzeln einladen. Im Zentrum des elegant fotografierten und klug komponierten Thriller-Dramas steht das ungewöhnliche Verhältnis zwischen Lily und Amanda, das sich ständig auf unheilvolle, aber ebenso fesselnde Weise weiterentwickelt und in besonderem Maße vom facettenreichen Spiel der beiden Hauptdarstellerinnen lebt. Anya Taylor-Joy, die schon im Schauerstück „The Witch“ und im Psychoschocker „Split“ brillierte, tanzt mit der nicht minder begabten Olivia Cooke (Ready Player One, The Limehouse Golem) einen spannenden Leinwandtango, der das Interesse des Zuschauers nie abfallen lässt. Obwohl die von ihnen verkörperten Wohlstandsgören keine große Empathie wecken, folgt man gebannt dem Geschehen und malt sich mehrfach aus, wie das Ganze eskalieren könnte. Eine brodelnd-beunruhigende Stimmung legt sich auch dank der experimentellen, mal dezenten, mal fast hysterischen Klänge aus der Feder von Erik Friedlander über den Film. Freunde bedächtig erzählter Spannungskost, die statt plumper Exzesse ein psychologisches Kräftemessen bevorzugen, sollten sich Finleys Erstling nicht entgehen lassen, zumal der 2016 tragisch verunglückte Anton Yelchin (Star Trek Beyond, Broken Horses) hier noch einmal eine Kostprobe seines Könnens gibt.
DVD Extras: Entfallene Szenen, Featurettes
Blu-ray Extras: Entfallene Szenen, Featurettes
Christopher Diekhaus
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Türkisch, Arabisch, Dänisch, Finnisch,