Vergessene Welt - Jurassic Park
Das Leben findet einen Weg. Oder doch eher der Kapitalismus und die Gesetze der Kulturindustrie? Einige Jahre nach dem massiven Erfolg des Films „Jurassic Park“ folgt die Fortsetzung des zugrundeliegenden Romans, wieder geschrieben von Michael Crichton, und nur ein Jahr danach die dazugehörige Verfilmung, erneut von Steven Spielberg inszeniert. Was kann da schon schiefgehen? Antwort: So einiges, denn im Vergleich mit dem ikonischen Original fällt Teil 2, der so vieles auf einmal will, verhältnismäßig flach aus.
Worum es in „Vergessene Welt: Jurassic Park“ geht:
Ein paar Jahre nach den Ereignissen, die zur Schließung des „Jurassic Parks“ führten (Also bevor der Dino-Zoo überhaupt seine Tore für das breite Publikum öffnen konnte!), erfährt die Öffentlichkeit die Wahrheit. Die Dinosaurier wurden in Wirklichkeit auf der Nachbarinsel „hergestellt“, sprich geklont, die Anlagen im eigentlichen Park dienten nur der Präsentation. Nachdem die Tiere allerdings auch dort aus ihren Gehegen entkommen konnten, hat sich ein funktionierendes Ökosystem entwickelt. Frei von menschlichem Einfluss findet man hier eine wahrhaftige „verlorene Welt“ vor – die nun zum Spielball der menschlichen Politik werden könnte. Also schickt der damalige Parkgründer Hammond (Richard Attenborough) ein Team los, das die Naturschönheit der Insel dokumentieren soll. Mit von der Partei ist einmal mehr der Chaostheoretiker Ian Malcolm (Jeff Goldblum), der widerwillig wieder einen Fuß ins Dino-Revier setzt. Doch nicht nur seine Gruppe verschlägt es auf die Insel, auch eine Großwildjägertruppe rund um Hammonds geldgeilen Neffen Peter Ludlow (Arliss Howard) hat Pläne mit den prähistorischen Tieren …
Lohnt sich Teil 2 von „Jurassic Park“?
Wenn „Vergessene Welt: Jurassic Park“ gut ist, dann ist er richtig gut. Zum Beispiel, wenn bei der ersten Jagd auf die Dinos Motorradfahrer zwischen den Beinen von Sauropoden herumrasen oder ein Fahrzeug mit einigen Insassen darin an einem Abhang in eine äußerst brenzlige Situation gerät. Hier unterhält der Film kompromisslos, allerdings zeigt sich auch immer wieder, dass das Drehbuch durch viele verschiedene Versionen gegangen ist. Mal sollte das Ganze nur auf der Insel spielen, dann wurde das letztlich auch im Film enthaltene Ende in San Diego hinzugefügt, dann wieder herausgenommen, dann war es doch wieder dabei. So ist es wohl zu erklären, dass der Film immer wieder unorganisch zwischen Szenen wechselt und Figuren auf extrem seltsame Art und Weise einführt (vor allem auf Seiten der Großwildjäger waren augenscheinlich viele Charaktere größer und detaillierter geplant, als sie es letztlich sind – allen voran Pete Postlethwaites Part des homosexuellen T-Rex-Trophäenjägers Roland Tembo). Zum Schluss wird dann noch eines der größten Rätsel des Franchises präsentiert, das allein Stunden um Stunden von Fantheorien auf YouTube füllt. Aber vielleicht ist ein Film, der den berühmten Dinosaurierforscher Richard T. Bakker zu seinen Figuren zählt, nur um diese Figur dann auf besonders blöde Art umzubringen, auch nicht gänzlich zurechnungsfähig. Denn Spoiler (!) und Frage: Wie zur Hölle kann ein eingeschlossener T-Rex einem Menschen mehr als 20 Meter weit entfernt in einem kleinen Raum den Arm abreißen?
Unser Fazit zu „Vergessene Welt: Jurassic Park“:
Ihre Zeit verschwenden Dinosaurier-Fans mit „Vergessene Welt: Jurassic Park“ nicht – dazu sind gerade die Sequenzen, in denen die Urzeitechsen selbst in Erscheinung treten, zu gelungen. Die Computeranimation ist deutlich präsenter als noch 1993, dafür sind aber auch die Dino-Animatronics wieder kunstvoll in Szene gesetzt. Unterhaltsam ist das Ganze trotz des holperigen Drehbuchs und der kannibalisierten Figuren auf jeden Fall, egal, wie oft die Raptoren sich während der Jagd auf die letzten menschlichen Figuren wie Cartoonfiguren verhalten oder der T.Rex auf Godzilla macht. In diesem Fall sind sich die Verfilmung und die Romanvorlage sehr nahe: beide sind nicht wirklich benötigte, leicht forcierte Produkte des Marktes – sie schmecken gut, aber nachhaltig sind sie nicht.
Jan Noyer
Anbieter
FilmverleihUniversal