Star Trek: Lower Decks (Staffel 3)
Mit jeder neuen Staffel von „Star Trek: Lower Decks“ scheinen die Macher*innen den Fans entgegenzurufen: „Ihr wollt mehr? Ihr bekommt mehr!“ Und das Schöne an der Sache: Sie liefern auch. Im mittlerweile dritten Jahr ist die Serie so bei sich, dass sie sich wie eine gemütliche Decke um das Publikum legt und ihm genau das gibt, was es – den Fan-Reaktionen nach – verlangt. Doch wenn sich dies nach „business as usual“ und etwas zu sehr auf den Lorbeeren ausruhend anhört – keine Sorge, es gibt genug Groteskes und geradezu Sperriges, damit das Interesse nie gepflegter Langeweile weichen muss.
Das erwartet dich in Staffel 3 „Lower Decks“:
Die Fähnriche Mariner, Boimler, Tendi und Rutherford sind wieder dabei, zwischen aus dem Ruder laufenden Routinemissionen und persönlichen Eskapaden die Galaxis zu retten – so sehr man dies an Bord der U.S.S. Cerritros, dem Föderationsraumschiff für den Zweiten Kontakt und den diplomatischen Papierkram eben kann. Doch immer wieder zeigt sich – das Leben an Bord diese vermeintlich langweiligen Schiffs hält Überraschungen parat, mit denen niemand gerechnet hat – seien es psychoaktive Steine, unfreiwillige Spa-Besuche oder KIs, die wieder einmal außer Kontrolle geraten.
Lohnt sich das Weiterschauen der Serie für dich?
Die dritte Staffel „Star Trek: Lower Decks“ hat den (offensichtlichen) Insidergag im Verhältnis zu Staffel 2 zurückgefahren, geizt diesmal aber nicht mit Rückgriffen auf die Geschichten der vorangegangenen Seasons. Das gleichzeitig beeindruckendste wie wohl das Publikum spaltendste Ergebnis ist Folge 7, „Eine mathematisch perfekte Vergeltung“, die in 20 Minuten einen Science-Fiction-Blockbuster wie „Avatar“ mit all seinen Versatzstücken durchspielt – mit dem egoistischen Exocomp Peanut Hamper aus Staffel 1 in der Hauptrolle. Dies ist gleichzeitig so gewagt wie so absurd-komisch, dass man nur den Hut vor so viel Mut ziehen kann. In einer Medienlandschaft, die stets eher auf Nummer Sicher gehen möchte, ist so etwas auf jeden Fall zu honorieren.
Auch im Finale gibt man – man möchte fast sagen: wie gewohnt – alles und zeigt, dass „Lower Decks“ einmal mehr verstanden hat, seine verschiedenen Seiten auf bemerkenswert funktionelle Weise zu vereinen. Und das trotz all der Absurditäten, die Fans des stoischen Picards oder des ernsten Sisko mitunter zweifeln lassen könnten, ob diese Serie wirklich im gleichen Universum wie die Missionen der Enterprise D und Konsorten spielt. Wenn hier ein Angriff stattfindet, hat das genauso Gewicht wie wenn Kirk in einen Konflikt mit den Klingonen geriet. Dazu kommen ein Rückgriff auf die Station „Deep Space Nine“, die von den anderen Vertretern des „New Trek“ bisher komplett ignoriert wird, und so viele Querverweise auf leichte Unstimmigkeiten oder Interpretationen der „Star Trek“-Welt, als hätten die Drehbuchautor*innen heimlich nebenbei den Podcast „Trek am Dienstag“ gehört. Die immer durchscheinende Liebe zum Franchise ist ungebrochen.
Hinzu kommen die weiterhin sympathischen Figuren. Zwischen Mariner und Sh'reyan löst die Staffel die Gerüchteküche auf, Tendi und Rutherford kreisen immer noch einander unbemerkt umeinander herum, Rutherfords Implantat-Geschichte wird weitergesponnen und der Charakter vertieft, Boimler bekommt ganz neue Züge (ein Frauenheld, der nicht bemerkt, dass er einer ist? Es gibt noch viel zu lernen!). Und zwischen Mariner und ihrer Mutter darf es endlich einmal richtig voller Konsequenzen knallen. Am Ende dieser Staffel kann man als „Star Trek“-Fan eigentlich nur so glücklich sein wie Shaxs, der endlich den Warpkern aus dem Schiff werfen darf. Wir sehen uns hoffentlich im vierten Jahr mit der „Lower Decks“-Version von Sektion 31 und der Rückkehr der mordenden Word-Büroklammer wieder. Warp Me!
Jan Noyer