Roman J. Israel, Esq. - Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit
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Roman J. Israel steht plötzlich mit leeren Händen da. Jahrelang hat er sich als Anwalt für die Schwachen und ungerecht Behandelten eingesetzt. Jetzt aber ist sein Mentor und Sponsor gestorben und Roman muss die Kanzlei verlassen. Obwohl der gelackte Karriereanwalt George Pierce für Romans Idealismus anfangs überhaupt keinen Sinn hat, nimmt er ihn doch in seiner Kanzlei auf. Durch einen neuen Klienten erhält Roman eine Information, für deren Erwerb ein Gangster 100.000 US-Dollar Belohnung ausgesetzt hat. Soll er dieses Angebot annehmen und dafür seine Schweigepflicht als Anwalt brechen und missbrauchen? Mit dem Geld könnte er sich eine neue Existenz aufbauen und vielen Schwachen helfen, ihr Recht durchzusetzen. Roman zweifelt und gerät doch immer mehr selbst hinein in den Sumpf des Verbrechens.
Regisseur Dan Gilroy verlässt sich in „Roman J. Israel, Esq. – Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit“ ganz auf seinen Hauptdarsteller Denzel Washington. Zu Recht. Zwischen seinen Blockbuster-Auftritten, zuletzt 2016 in Die glorreichen Sieben und aktuell in „The Equalizer 2“, hat Washington offensichtlich viel Spaß daran, differenzierte Charaktere zu verkörpern. Wie in Flight (2012), Fences (2016) oder eben nun in „Roman J. Israel, Esq.“ Grandios manövriert Washington seine, zwischen Idealismus und finanziellem Sicherheitsbedürfnis hin- und hergerissene Hauptfigur durch ihre zunehmende Sinnkrise, aus der Entscheidungen hervorgehen, die Roman schließlich direkt mit dem organisierten Verbrechen konfrontieren. So kann Gilroy in seinem Film Thrillerelemente und Charakterstudie geschickt verbinden. Im dramaturgischen Aufbau ist Gilroys Film dabei sehr deutlich an Film-noir-Vorbildern wie „Frau ohne Gewissen – Double Indemnity“ (1944) orientiert. Wie in Billy Wilders Klassiker, in dem sich ein unbescholtener Versicherungsvertreter in ein fatales Verbrechen aus Leidenschaft verstrickt, wird auch in Gilroys Film eine Anfangsszene vorangestellt, in der die Hauptfigur eine Art Beichte zu Protokoll bringt und seine Verfehlungen eingesteht bevor die Geschichte der Verstrickung des anfangs unschuldigen Helden in einer langangelegten Rückblende aufgerollt wird.
Da die Charakterstudie, die Washington verkörpert, sehr stark ist, kann sie über die Handlungsschwächen des Thrillerplots hinwegtäuschen. Zumal auch Colin Farrell (The Killing of Sacred Deer) in der Rolle des Karrieranwalts George Pierce im Laufe der Geschichte noch die Chance bekommt zu zeigen, welches Entwicklungspotential wiederum auch in seiner Figur steckt.
DVD Extras: Entfallene Szenen, Making of, Featurettes
Blu-ray Extras: Entfallene Szenen, Making of, Featurettes
Werner Barg
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: Deutsch, Englisch, Italienisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Italienisch, Türkisch