Ingrid Goes West

Ingrid lebt in der amerikanischen Provinz und ist eine psychisch labile junge Frau, die sich nur eines wünscht: Freunde. Dabei verwechselt sie die vermeintliche Nähe, die sie über soziale Medien zu manchen Menschen aufbaut, mit einer echten Bindung und schlägt aus Enttäuschung gelegentlich über ihre Grenzen. Nach einem Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik beginnt Ingrid, dem Instagram-Star Taylor zu folgen. Die Influencerin scheint ein perfektes Leben zu führen mit tollem Haus und tollem Mann und antwortet Ingrid sogar auf einen Kommentar. Mit Geld aus dem Erbe ihrer verstorbenen Mutter im Gepäck zieht Ingrid nach Los Angeles, um Taylor ganz nah zu sein. Tatsächlich gelingt es ihr, Kontakt zu dieser aufzubauen. Doch als Taylors Bruder zu Besuch kommt und die Aufmerksamkeit seiner Schwester auf sich zieht, ist Ingrid enttäuscht und möchte sich dies nicht gefallen lassen.

Matt Spicers Debütfilm ist eine schwarze Komödie, die menschliches Verhalten in Zeiten von Social Media unter die Lupe nimmt. Die einsame Ingrid, die sich in Kontakte, die sie in den sozialen Medien macht, zu sehr hineinsteigert, und Taylor, die für ihren Kanal ihr Leben perfekt inszeniert, sind treffend porträtiert. Pointiert wird die Oberflächlichkeit der Welt junger stets gut gestylter, Instagram-tauglicher Hipster entlarvt. Mit der Comedienne Aubrey Plaza als Ingrid und Elizabeth Olsen (Godzilla) als Taylor sind die Hauptrollen zudem stark und interessant besetzt. Trotzdem weiß „Ingrid Goes West“ nicht so ganz zu zünden. Denn dass Ingrid psychisch nicht ganz zurechnungsfähig ist, wird gleich zu Beginn gesetzt und somit sehr vorhersehbar, welchen Verlauf die weitere Geschichte nehmen wird. Tatsächlich nimmt die Geschichte erst im Finale eine Wendung, bei der man sich gewünscht hätte zu erfahren, wie es ab dort mit der Heldin weitergeht. Und Filmemacher Matt Spicer kann sich dann doch nicht dazu durchringen, seine Komödie richtig böse und satirisch werden zu lassen. So wartet „Ingrid Goes West“ ein interessantes Thema, bleibt aber ein eher harmloser Spaß.

Kirsten Loose