Honor Society

Darum geht es im Film „Honor Society“:

In einer US-Kleinstadt hat sich die ehrgeizige Honor Rose schon seit vier Jahren an ihrer High School sehr gute Noten erarbeitet. Denn sie will unbedingt an der teuren Elite-Uni Harvard studieren. Sie weiß, dass im Schnitt nur 4,6 Prozent der Bewerbungen zum Erfolg führen. Aber ihr Vertrauenslehrer Mr. Calvin hat dort einen einflussreichen Freund, der sie empfehlen könnte. Doch Calvin betrachtet neben ihr drei weitere exzellente Schüler*innen als geeignet. Prompt denkt sich Honor Pläne aus, um den Spitzensportler Travis Biggins, die introvertierte Theaterstückschreiberin Kennedy Park und den hochintelligenten Nerd Michael Dipnicky so abzulenken, dass deren Noten absacken. Bei den Intrigen helfen ihre Freudinnen Emma und Talia. Doch beim gemeinsamen Lernen für Chemie entdeckt Honor überraschend positive Seiten an Michael und verliebt sich. Ihr Plan beginnt zu bröckeln.

Was ist das Besondere an diesem High School-Film?

Regisseurin Oran Zegman, eine Absolventin des American Film Institute mit einer Vorliebe für dunkle Komödien, will das Rad nicht neu erfinden. In ihrem dialoglastigen ersten Spielfilm variiert sie einfallsreich Erzählmuster erfolgreicher amerikanischer Teenagerkomödien von John Hughes' „The Breakfast Club“ bis Olivia Wildes „Booksmart“. Dabei bringt sie einige kreative Ideen ein. Die wichtigste: Honor spricht immer wieder in die Kamera zum Publikum und durchbricht so die sogenannte vierte Wand im Kino. Indem der Film so die filmische Illusion untergräbt, macht er das Publikum zu unfreiwilligen Mitwissern von Honors Intrigen. Die Protagonistin macht ihre fiesen Pläne sozusagen transparent, wodurch sie den Startschuss für eine bissige High School Dramedy, die weit mehr Sarkasmus und Ironie bietet als konventionelle High School-Filme. Dazu gehört vor allem eine Heldin, die wie ein allseits beliebtes American Girl aussieht, in Wahrheit aber zu ihrem eigenen Vorteil andere systematisch ausnutzt. Selbst ihre gemeinnützigen Aktivitäten wie das Engagement bei einer Tafel für Arme sollen vor allem helfen, ihr Image zu perfektionieren.

Angourie Rice, die in fast jeder Szene zu sehen ist, spielt souverän die charmante Intrigantin, die schließlich von ihren Gefühlen überwältigt wird und die Kontrolle verliert. In Gaten Matarazzo, der den kontaktscheuen Nerd Michael spielt, hat Rice einen gleichrangigen Partner, der Honor eine schmerzhafte Lektion erteilt und sie so zwingt, ihren Plan von Grund auf zu überdenken.

Reinhard Kleber