Goodbye Christopher Robin
„Pu, der Bär“ ist ein Klassiker der Kinderbuchliteratur. Den britischen Autor A. A. Milne hat „Winnie the Pooh“ (so der Originaltitel) weltberühmt gemacht. In seinem neuen Film „Goodbye Christopher Robin“ erzählt Regisseur Simon Curtis (Die Frau in Gold) die Geschichte hinter der Entstehung dieses literarischen Stoffs für Kinder. Es ist eine bittersüße Geschichte. Die Geschichte einer komplexen Vater-Sohn-Beziehung. Die Geschichte eines persönlichen Verrats.
Alles beginnt mit den Grausamkeiten des Ersten Weltkrieges. Alan Alexander Milne ist als Soldat dabei, erlebt das Grauen des Stellungskrieges und kehrt – wie so viele Männer seiner Generation – traumatisiert zurück. Doch die Geburt seines Sohns Christopher Robin gibt dem Schriftsteller, der unter massiven Schreibblockaden leidet, neuen Lebensmut. Er genießt das Familienleben mit seiner Frau Daphne, lässt sich im wohlhabenden Ambiente des Familienanwesens aber zunächst nur wenig auf seinen Sohn ein. Dies überlässt er weitgehend seiner Frau. Als Daphne aufgrund tragischer Familienumstände verreisen muss, ist Milne gezwungen, sich erstmals ernsthaft mit seinem Sohn beschäftigen zu müssen. Bei gemeinsamen Streifzügen durch die grandiose Landschaft im Umfeld des Landhauses in der Grafschaft Sussex erfinden sie Geschichten. Der Vater lässt sich vom Sohn inspirieren. Dessen Phantasie ist wiederum inspiriert von seinen Kuscheltieren, darunter auch ein Bär. So kommen Vater und Sohn spielerisch fabulierend auf die Geschichten von Pu, einem gutmütigen, etwas naiven, aber sehr liebenswerten tierischen Zeitgenossen, der mit seinen Freunden in einem Phantasiewald, dem Hundert-Morgen-Wald, lebt.
Milne macht aus den Geschichten ein Kinderbuch, das 1926 erscheint und zum Bestseller wird. Doch „Pu, der Bär“ bringt letztlich weder dem Vater noch dem Sohn viel Glück. A. A. Milne empfindet es schnell als Belastung, nun als „Pu“-Autor festgelegt zu sein. Seine anderen literarischen Werke haben kaum Erfolg. Und der Sohn fühlt sich in seiner beginnenden Annäherung und Freundschaft zum Vater verraten, weil der das gemeinsame Geheimnis der zusammen fabulierten Geschichten veröffentlich hat. Christopher Robin entfremdet sich seiner Familie zusehens – ein Riss, der in seiner authentischen Geschichte noch viel tiefgreifender und gravierender war, als der Film es darstellt. Curtis‘ Film bleibt demgegenüber ein romantisierendes und etwas süßliches Familiendrama, das mit seinen weichgezeichneten Bildern leider die Ernsthaftigkeit des Konflikts hinter der Entstehung des Kinderbuchklassikers verklärt.
DVD Extras: Audiokommentar, Trailer, Interaktive Spiele
Werner Barg
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch