Eine offene Rechnung

Israel 1997: Die junge Journalistin Sarah Gold veröffentlicht ein Sachbuch über eine Operation des Geheimdienstes Mossad im Jahr 1965. Damals trafen sich drei junge Agenten, unter ihnen Sarahs Mutter Rachel, in Ostberlin. Dort sollen sie den untergetauchten NS-Verbrecher Dieter Vogel, der als "Chirurg von Birkenau" grausame medizinische Experimente mit seinen jüdischen Opfern betrieb, aufspüren und für ein Gerichtsverfahren nach Israel bringen. Die Agenten bekommen Vogel zu fassen, müssen ihn aber bei einem Fluchtversuch erschießen. So die Geschichte, die Rachel, Stefan und David erzählen und die ihnen viel Anerkennung bringt. Während Stefan sich im Geheimdienst hocharbeitet und Rachel heiratet, geht David ins Ausland. Zur Sarahs Buchpremiere 30 Jahre später kehrt er nach Israel zurück, lässt sich aber von einem Auto überfahren und kommt ums Leben. Er scheint unter einem Druck gestanden zu haben, den er nicht länger aushielt. Denn die Mission der Drei lief mitnichten so erfolgreich, wie bisher alle glaubten. Rachel und Stefan stehen vor der Entscheidung, die Wahrheit ans Licht zu bringen.

"Eine offene Rechnung" ist das amerikanische Remake eines israelischen Thrillers. Die Erzählweise ist durchaus komplex. Von der Buchpremiere mit der gefeierten Rachel springt die Handlung immer wieder in die Erinnerung an die damaligen Ereignisse zurück. Wie Rachel als Patientin in Vogels Frauenarztpraxis den Lockvogel macht und wie die Agenten mit ihrer Geisel in einer runtergekommenen Wohnung darauf warten, aus Berlin rauszukommen, ist packend erzählt. Auch wie die gealterte Rachel später genötigt ist zu handeln, damit die Wahrheit nicht ans Licht kommt, ist spannend anzusehen. Zumal eine Frau als "Action-Heldin" nach wie vor eine Besonderheit ist. Regisseur John Madden ("Shakespeare in Love", "Corellis Mandoline", "Der Beweis - Liebe zwischen Genie und Wahnsinn") gelingt es, diese Thriller-Passagen mit den Elementen eines Psychodramas zu verbinden. Das zermürbende Verhältnis der drei untereinander und die Schuldgefühle über die jahrelange Lüge vermitteln sich anschaulich. Fast etwas viel ist es, dass auch noch eine unglückliche Liebesgeschichte hinzukommt: Rachel liebt David, entscheidet sich aber, Stefan zu heiraten. Auch ist manch Dialog sehr pathetisch formuliert. Die hervorragenden Schauspieler - allen voran Jessica Chastain ("Tree of Life") und Helen Mirren ("Die Queen") als jüngere bzw. ältere Rachel - machen "Eine offene Rechnung" aber sehenswert.

DVD-Bildformat: 1:2,40; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Türkisch, Niederländisch
DVD-Extras: Audiokommentar, Featurettes

Kirsten Loose