Die Queen

Queen Elizabeth II. ist ein außergewöhnlicher Mensch. Penibel hält sie sich an die Etikette des Hofes, nie kommt ihr der Gedanke, sie zu hinterfragen. Die Stabilität der britischen Monarchie scheint von ihrer Festigkeit abzuhängen. Tony Blair, jüngst ernannter Premierminister, scheint eine Reihe von gesellschaftlichen Veränderungen im Sinn zu haben, doch die Queen berührt dies nur nebensächlich. Premierminister kommen und gehen, sie selbst jedoch ist seit mehr als 50 Jahren im Amt. Aber der Autounfall, bei dem Lady Diana ums Leben kommt, erschüttert den britischen Hof unversehens. Während die Queen auf Etikette setzt und sich weigert, Mitgefühl zu zeigen, trauert das gesamte Königreich um die „Prinzessin der Herzen“. Bald hat sich die Presse auf die offenbar indifferente Königsfamilie eingeschossen und die Bürger verstehen ihre Monarchin nicht mehr. Tony Blair zieht alle Register, um Elizabeth II. davon zu überzeugen, dass sie ihre Haltung ändern und öffentlich reagieren muss, doch sie bleibt stoisch auf ihrem schottischen Landsitz, wo sie, wie jedes Jahr, die Jagdsaison nutzt. Doch die Lage spitzt sich zu und der Tag rückt näher, an dem sie über den Schatten der Traditionen springen muss.

Stephen Frears ist mit „Die Queen“ ein wundervoller Film gelungen. Er zeichnet, spannend inszeniert und mit gelegentlichem Augenzwinkern, ein sehr plastisches und menschlich dichtes Portrait der Königin und ihrer Familie, sowie die Stimmungslage einer Nation, deren nationale Identität aus dem Ruder zu laufen droht. Helen Mirren brilliert in der Rolle Elizabeths II. (sie erhielt dafür einen Oscar als beste Hauptdarstellerin), die Darsteller an ihrer Seite sind jedoch nicht minder stark. „Die Queen“ ist rundum ein außerordentliches Filmerlebnis, dessen Bilder und Stimmungen fesseln und lange nachwirken.

Rotraut Greune