Die versunkene Stadt Z

So sehr er sich auch Mühe gibt, will es dem ehrgeizigen Offizier Percy Fawcett nicht gelingen, karrieretechnisch voranzukommen. Grund dafür ist nicht zuletzt der schlechte Ruf seines Vaters, der das Vermögen der Familie verprasst und ihren Namen in den Schmutz gezogen hat. Ganz unerwartet tut sich im Jahr 1906 eine neue Perspektive auf, als die Royal Geographical Society den kartografisch bewanderten Soldaten bittet, zur Schlichtung eines Grenzstreites zwischen Bolivien und Brasilien ein bislang unerforschtes Amazonasgebiet zu vermessen. In der Hoffnung, sich endlich profilieren zu können, nimmt er das Angebot an und muss sich für geraume Zeit von seiner Ehefrau Nina und ihrem gemeinsamen Sohn Jack trennen. Während der strapaziösen Reise, bei der ihm Henry Costin als Assistent zur Seite steht, schnappt Fawcett Gerüchte von einer versunkenen Stadt und einer unbekannten Hochkultur auf, die ihn nicht mehr loslassen. Eines Tages findet er im Urwald tatsächlich Hinweise auf den sagenumwobenen Ort, die er nach der Rückkehr in seine Heimat Gelehrten und Wissenschaftlern präsentiert. Obwohl er von ihnen belächelt und verspottet wird, ist er fest entschlossen, die Existenz der geheimnisvollen Zivilisation zu beweisen.

Immer mal wieder weht ein Hauch von Werner Herzogs legendärem Dschungelabenteuer „Aguirre, der Zorn Gottes“ durch „Die versunkene Stadt Z“. Besonders gegen Ende, wenn das Geschehen in surreal-mythische Dimensionen vordringt. Anders als im Klaus-Kinski-Klassiker aus dem Jahr 1972 steht in dem von US-Regisseur James Gray (The Immigrant, Helden der Nacht – We Own the Night, The Yards – Im Hinterhof der Macht) inszenierten Biopic allerdings nicht nur eine einzige schicksalhafte Expedition im Mittelpunkt. Vielmehr nimmt die Adaption des gleichnamigen Sachbuchbestsellers von David Grann knapp zwei Jahrzehnte aus dem Leben des britischen Forschungsreisenden Percy Fawcett in den Blick. Neben den Erkundungstouren im unwegsamen Amazonasgelände, die einprägsame Bilder liefern, befasst sich „Die versunkene Stadt Z“ auch mit dem britischen Standesdünkel und den Problemen, die Fawcetts Familie durch seinen Abenteuereifer heimsuchen.

Der von Charlie Hunnam überzeugend verkörperte Protagonist erweist sich als faszinierende, vielschichtige Persönlichkeit, die einerseits das koloniale Überlegenheitsgefühl in Zweifel zieht und sich den Amazonas-Ureinwohnern mit aufrichtigem Interesse nähert. Dass Fawcett andererseits stark vom Denken seiner Epoche beeinflusst wird, verdeutlicht seine starre Haltung hinsichtlich der Geschlechterrollen, die in einer Diskussion mit seine Gattin offen zu Tage tritt. Gray beleuchtet in seinem biografischen Historiendrama erfreulicherweise diverse spannende Aspekte, ist aufgrund der umfangreichen Zeitspanne jedoch gezwungen, einige größere Sprünge und Vereinfachungen vorzunehmen. Verständlich, aber bedauerlich, da man gerne noch etwas mehr über das konfliktreiche Verhältnis zwischen dem Forscher und seinem ältesten Sohn Jack erfahren hätte. Ähnliches gilt für das Erwachen von Fawcetts Dschungelobsession, die der ambitionierte Abenteuerfilm vielleicht ein wenig hastig etabliert.

Blu-ray-Bildformat: 1:2,40/1080p
Ton: dts HD 5.1 MA
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1 MA / Englisch dts HD 5.1 MA
Untertitel: Deutsch

DVD Extras: Making of, Behind the Scenes, Featurette, Interviews, Trailer, Karte

Blu-ray Extras: Making of, Behind the Scenes, Featurette, Interviews, Trailer, Karte

Christopher Diekhaus