Bridgerton (Staffel 2)
Es ist wieder soweit: Die feinen, perfekt gekämmten Lords warten auf das Urteil von Queen Charlotte, die den Diamanten der Saison erwählt. In Staffel 1 der erfolgreichen Netflix-Serie „Bridgerton“ ging der Titel an die liebreizende Daphne, die sich nach vielfachen Komplikationen mit dem unnahbaren Duke of Hastings alias Simon vermählen und ungezügelte Flitterwochen verbringen durfte. Daphne spielt in Staffel 2 allerdings nur eine Nebenrolle, ihr Göttergatte taucht überhaupt nicht auf. Und das ist auch nicht weiter tragisch. Denn interessanter als die Romanze der beiden Protagonist*innen waren ohnehin die zahlreichen Nebenstränge, Jane-Austen-Anspielungen und -Abwandlungen sowie die freche Uminterpretation des historischen Settings, das wunderbar divers bevölkert wurde.
Was dich in der zweiten Staffel von „Bridgerton“ erwartet:
Diesmal nehmen die Showrunner Daphnes strengen und hochattraktiven großen Bruder Anthony (Jonathan Bailey) ins Visier, bei dessen Anblick so manches Herz schneller schlagen dürfte. Für ihn heißt es entgegen aller Lebensfreude: Ehre, Pflicht, Verantwortung. Und natürlich die Absicherung des Fortbestehens seiner angesehen Sippschaft. Da versteht es sich von selbst, dass er niemand Geringeres zur Braut erwählen will als den neuen Saison-Diamanten. Zu diesem erkürt Matchmaker-Queen Charlotte die schöne Edwina (Charita Chandran) aus Indien. Doch als er ihr den Hof macht, ergibt sich ein kleines Problem: Edwinas ältere Halbschwester Kate (Simone Ashley) erweist sich als hartnäckige Torwächterin, die Anthonys Absichten misstraut. Sie will das Beste für ihre Schwester, nämlich eine Liebesheirat. Und hinter den Avancen des ehrgeizigen Werbers wittert sie Kalkül. Um Edwina zu erobern, muss der erfolgsverwöhnte Lord Bridgerton also erst einmal die unbarmherzige Schwester zähmen. Ein Katz- und Maus-Spiel nimmt seinen Lauf, in dessen Folge die großen Gefühle in eine ganz andere Richtung schwirren, als anfänglich beabsichtigt.
Lohnt sich das Weiterschauen der Serie für dich?
Nanu, wo ist denn die knisternde Softporno-Erotik aus der letzten Staffel hin? Schlechte Nachrichten für all diejenigen, die sich genau darauf gefreut hatten: Der sexy Flair hat sich bis auf zwei in dieser Hinsicht kaum bemerkenswerte Sequenzen ausgehaucht. Dafür hat die Fortsetzung neben neuen Gesichtern aber ein weitaus interessanteres Paar zu bieten, das die eher oberflächliche Chemie der zwei Protagonist*innen aus Staffel 1 toppt. Unterhaltsam ist auch, wie sich Bridgerton-Spross Eloise (Claudia Jessie) an die Fersen der anonymen Gossip-Queen Lady Whistledown heftet, die in ihren Klatschkolumnen den gesamten Adel und seine albernen Marotten vorführt. Lady Whistledown, die sich den Zuschauenden zum Ende der ersten Staffel als Eloises Busenfreundin – das pummelige Mauerblümchen Penelope (Nicola Coughlan) – entpuppte, will aber inkognito bleiben und tut alles daran, ihre Enttarnung zu verhindern.
Aber bei all den augenzwinkernden Intrigen und frivolen Techtelmechteln: Die Serie hat leider etwas an Biss eingebüßt. Zwar wird noch immer mit den Klischees des Historienschmonzetten-Genres jongliert, doch die progressiven Qualitäten der Serie werden nicht weiterentwickelt: Zum Beispiel durchs Hinzufügen queerer Figuren. „Bridgerton“ verharrt in seinen altbekannten Themen patriarchaler Heiratspolitik, unter der Frauen wie Männer gleichermaßen leiden. Das adlige London tut weiterhin kaum anderes, als Bälle zu besuchen, unter Förmlichkeit erstickende Konversationen in Salons zu führen oder übereinander lästernd in Parks zu promenieren. Das ist nichtsdestotrotz nett anzuschauen und relativ amüsant, auf acht langgestreckte Folgen ohne die berüchtigte Schlüpfrigkeit aus der ersten Staffel aber auch ein kleinwenig abwechslungslos.
Nathanael Brohammer
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: Englisch