Kreuzweg

Film: Kreuzweg
Länge:
107 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Dietrich Brüggemann
Darsteller:
Lea van Acken, Franziska Weisz, Florian Stetter, Lucie Aron, Moritz Knapp, Klaus Michael Kamp u. a.
Genre:
Drama
Land:
Deutschland, 2014

Wortgewandt, selbstsicher und mit vollem moralischem Eifer regt der junge Pater Weber seine kurz vor der Firmung stehenden Schützlinge dazu an, sich dem Konsumzwang und den menschlichen Trieben zu widersetzen und jeden Tag etwas zu opfern. Selbstverständlich muss es ein echtes Opfer sein und nicht etwas, worauf man ohnehin leicht verzichten kann. In der 14-jährigen Maria aus streng gläubigem Elternhaus findet er eine besonders aufmerksame Zuhörerin, denn Maria ist der festen Überzeugung, nur wenn sie ihr eigenes Leben Gott opfert, werde dieser ihren kranken kleinen Bruder heilen. Unbeirrbar verfolgt sie ihren Weg, bis sich Christian(!), ein Junge aus der Parallelklasse, für die extreme Außenseiterin interessiert und sie einlädt, im Kirchenchor mitzuwirken. Da dort neben Bach auch Soul und Gospel gesungen werden, die ihr von der Glaubensgemeinde als Werk des Teufels gebrandmarkt wurden, widersteht sie dieser großen „Versuchung“. Selbst die Sportlehrerin und ein Arzt können sie offenbar nicht mehr davon abhalten, sich zu opfern.

Regisseur Dietrich Brüggemann (Drei Zimmer/Küche/Bad, Renn, wenn du kannst) hat das gemeinsam mit seiner Schwester Anna entwickelte Drehbuch sorgfältig recherchiert. Der Film zeigt am Beispiel der katholisch-fundamentalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X auf, welchen Schaden eine noch jungen und unerfahrenen Menschen eingetrichterte Ideologie unter dem Deckmantel des Glaubens und der Nächstenliebe nehmen kann. Diese Gefahr ist umso größer, als Marias Familie und insbesondere die Mutter einschlägig vorbelastet und fanatisiert sind. Die Mutter duldet keinen Widerspruch der Tochter und weist in ihrer rigorosen Selbstbezogenheit fast schon pathologische Züge auf. Eine derart massive Indoktrination kann dann ihre zerstörerische Kraft entfalten und sogar den natürlichen Selbstschutzmechanismus der jugendlichen Rebellion, der auch in Maria anschlägt, schachmatt setzen. Den Außenstehenden bleibt oft nicht mehr, als einer solchen Entwicklung ohnmächtig zuzusehen, denn allein mit rationalen Argumenten lassen sich keine geschlossenen Weltbilder öffnen. Der Film folgt Marias Opfergang bis zum bitteren Ende in 14 Stationen analog zum Kreuzweg von Jesus Christus und in Form von extrem langen und den Schauspielern große Konzentration abfordernden Tableaus. Diese spiegeln fast ohne Kamerabewegung oder Musik formal konsequent die Erstarrung jeder Art von Fundamentalismus wider. Gerade diese formale Reduktion lässt genügend Zeit, um zur Reflexion über angemessenere Formen des Glaubens anzuregen, die das Leben schätzen und schützen, statt es zu zerstören.

Holger Twele

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

DVD-Bildformat: 1:2,35/16:9

Ton: Dolby Digital 5.1

Sprachen: Deutsch DD 5.1/Deutsch DD 2.0

Untertitel: Dt. f. Hörg.

Anbieter

Kauf-DVDLighthouse Home Entertainment

Video-on-DemandiTunes

Video-on-DemandMaxdome

Anbieterangaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (42. Woche 2014).