Die Tribute von Panem 2 – Catching Fire

Der Sieg hat seinen Preis: Katniss Everdeen ist schwer traumatisiert von den letzten Hungerspielen zurückgekehrt. Um als einzige mit Peeta zu überleben, mussten sie Menschleben auslöschen. So wollen es die an Zynismus nicht zu überbietenden Regeln. Doch statt die Fluchtpläne mit Freund Gale weiterzuspinnen, muss Katniss bald mit Peeta zu den nächsten Kämpfen fahren. Die beiden sollen der Öffentlichkeit das glücklich strahlende Liebespaar vorspielen, um von den eigentlichen Problemen abzulenken. Aber Katniss wiedersetzt sich mehr und mehr den Forderungen von Präsident Snow. Denn während die Reichen und Schönen Kotzdrinks zu sich nehmen um noch mehr essen zu können, darben die Armen nicht nur in den Distrikten, die perfiden Unterdrückungsmechanismen haben noch zugekommen. Öffentliche Auspeitschungen und Hinrichtungen häufen sich. Und auch die Kämpfe haben mit dem neuen gnadenlosen Spielleiter Heavensbee verschärfte Regularien: Die Sieger aller 22 Spiele treten nun gegeneinander an, Allianzen müssen geschlossen werden, Katniss und Peeta müssen zwischen Freund und Feind unterscheiden lernen. Gleichzeitig stehen die Zeichen in den Distrikten auf Rebellion, denn mit Katniss als Hoffnungsträgerin regt sich trotz aller Repressalien Mut zum Widerstand.

Das offene Ende mit überraschender Wendung verweist auf den nächsten Teil der Science Fiction Saga. Mit neuem Regisseur kann auch der 2. Teil das Niveau halten. Mühelos trägt die wie immer großartige Jennifer Lawrence das Epos. Die furiose Mischung aus mitreißendem Action-Spektakel, offensiver Medienkritik, düsterer Zukunftsvision und knallbuntem Setdesign bei der dekadenten Oberschicht, das mit den düsteren Bildern der Distrikte kontrastiert wird, ist wieder gelungen. Die Liebesgeschichte rückt noch weiter in den Hintergrund, da Katniss Zwiespalt im Zuge der Formierung des Widerstandes immer weniger von Bedeutung ist. Allein die Kämpfe sind im ersten Teil rauher und schockierender inszeniert, hier wirkt der Nachfolger glatter und weniger konsequent. Doch auch der 2. Teil der Bestsellerverfilmung löst den Unterhaltungsanspruch ein. Mit der Gesellschaftskritik an Ausbeutungssystemen und dem satirisch zugespitzten Kommentar zum Casting Show Wahn unserer Zeit werden außerdem interessante Themen verhandelt.

Christiane Radeke