Zeiten ändern Dich

Es war um das Jahr 2002, als deutscher Gangster-Rap begann, populär zu wurden. SIDO, BUSHIDO, B-TIGHT und später auch FLER sorgten unter der Führung des Independent-Labels AGGRO BERLIN für Furore. 'Deutscher Rap war am Arsch'. 'Assi-Rap' war die Rettung! Als Bushido wegen persönlicher Differenzen sein Label verließ und beim Major UNIVERSAL unter Vertrag ging, büßte er einen Großteil seiner 'Credibility' ein. Mit der Gründung seines eigenen Labels >Ersguterjunge< wollte er >Von der Skyline zum Bordstein zurück<, doch aus dem Mainstream war er längst nicht mehr wegzudenken. Der >Endgegner< – der selbsternannte Staatsfeind NR. 1. 'Ein Leader wie A!'. Provokant, politisch unkorrekt und immer darauf bedacht, härter zu wirken als sämtliche Genre-Kollegen. Doch selbst, als er seinen mit Kraftausdrücken unterlegten Standpunkt zu Alice Schwarzer deutlich machte, war Deutschland nicht mehr zu schocken, von diesem Jungen, der trotz Deutsch-Leistungskurs auf dem Gymnasium in gebrochenem Deutsch spricht.

Es war Zeit für eine Biographie, es war Zeit für einen Film: „Zeiten ändern Dich“. Bernd Eichinger, Moritz Bleibtreu, Hannelore Elsner und Regisseur Uli Edel waren für diesen Film bereit ihre guten Namen herzugeben. Man mag über die deutsche Rap-Szene denken, was man will, doch dieser Film weiß sie ins Lächerliche zu ziehen. Mal abgesehen von bedenklichen Defiziten des Drehbuchs und schauspielerischen Tiefstleistungen, wird nicht ein kontroverser Track von Bushido im Film thematisiert, seine Person wird dafür zwanghaft auf das Klischee 'Armer Ghetto-Junge, der auch Fehler gemacht, aber mittlerweile geistige Reife erlangt hat' getrimmt. „Zeiten ändern Dich“ ist eine Heroisierung des Banalen. Doch während der Soundtrack zum Film absolut handzahm ist, wünscht sich Deutschlands Jugend eigentlich nur den möchtegern-harten Rapper zurück, der >Gemein wie 10< war.
Relativ aktuell fasst Bushido in einem Featuring mit Label-Kollege Kay-One seinen Lebensstandard folgendermaßen zusammen: 'Ich hab Style und das Geld. Ich hab' all das, was den Fotzen so gefällt!' Ein gelungenes Fazit zu einem misslungenen Film.

DVD-Bildformat: 1:2,35; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprache: Deutsch
DVD-Extras: Making of, Interviews, Behind the Scenes, Musikvideo, Bildergalerie, Bio- und Filmografien

Frederik Schwarzer