Wish I Was Here

Die Krebserkrankung von Aidans Vater bringt die Familie in Schwierigkeiten. Nicht nur, weil Aidan nun gezwungen ist, endlich das Verhältnis zu seinem Vater zu klären, sondern auch, weil dieser bislang für das Schulgeld von Aidans Kindern Grace und Tucker aufgekommen ist. Aidan allein kann dies im Moment nicht leisten. Seine Versuche, als Schauspieler in Los Angeles einen Job zu bekommen, scheitern meist kläglich. Auf der jüdischen Privatschule versteht man damit keinen Spaß. Wer nicht zahlen kann, muss gehen. So beginnt Aidan, den Unterricht von Grace und Tucker selbst zu übernehmen. Aber auch damit kommt er schnell an seine Grenzen, sind ihm seine Kinder in den klassischen Unterrichtsfächern doch weit voraus. Am meisten kann man vom Leben lernen, denkt sich Aidan, und setzt den Unterricht mit eigenen Methoden fort.

Mit seinem Regiedebüt Garden State ist dem „Scrubs-“-Star Zach Braff 2004 ein Film gelungen, der seither Kultstatus genießt. Der schöne Bildwitz, die sympathischen Figuren mit ihren bekannten Problemen und die leise Komik haben diesen ausgezeichnet. Zehn Jahre später kehrt Braff nun, via Crowdfunding finanziert, auf den Regiestuhl zurück. Und dabei zeigt sich, dass Braff und das Figurenpersonal seines Films zwar älter geworden sind, aber nicht unbedingt reifer. So wird auch „Wish I was here“ zu einer Art Coming-of-Age-Film. Oder besser: Zu einem Film, der Coming-of-Age- und Midlife-Crisis-Themen verbindet. Was beide Lebensphasen verbindet, ist die stetige Sinnsuche oder zumindest der Zweifel daran, ob die gegenwärtige Lebensweise denn schon alles gewesen sein soll. Noch immer versteht es Braff, der hier auch die Hauptrolle übernahm, solche Fragen durch irrwitzige Szenen und Bildkompositionen aufzugreifen und sichtbar zu machen. Auch Aidan ist ein großer Junge, der seinem Leben eine neue Richtung geben und sich erst selbst finden muss. Neu mag das alles nicht sein. Aber es ist so charmant umgesetzt, dass es eine wahre Freude ist.

Stefan Stiletto