Wir sind jung. Wir sind stark.
Rostock-Lichtenhagen am 24. August 1992. Die zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber in einer Plattenbausiedlung ist überfüllt, was zu rechtsradikalen Ausschreitungen führt. Der Lokalpolitiker Martin fühlt sich ohnmächtig angesichts der Ereignisse und verschanzt sich in seinem Einfamilienhaus. Zu seinem Sohn Stefan findet er einfach keinen Draht. Der Gymnasiast lässt sich mit seiner Clique durch den Tag treiben und beteiligt sich an den Gewalttätigkeiten. Die Vietnamesin Lien wiederum gerät in Streit mit ihrem Bruder, der nach Vietnam zurückkehren möchte. Lien hofft aber weiter auf eine Perspektive in Deutschland.
Die Bilder von den Ereignissen in Rostock vor über zwanzig Jahren gingen um die Welt. Wie ein wütender Mob so ungebremst agieren konnte, wirft nach wie vor Fragen auf. Der junge Regisseur Burhan Qurbani (Shahada) setzt sich in Form einer Tageschronik mit den Geschehnissen auseinander. In starken schwarz-weißen Bildern, die erst um Abend hin in ausgewaschene Farbigkeit wechseln, folgt er seinen Figuren und deren sich kreuzenden Wegen. Klare Antworten oder Erklärungen darf man von „Wir sind jung. Wir sind stark.“ nicht erwarten. Doch die Entschlossenheit des Filmemachers, sich in dieses Thema zu werfen, ist beeindruckend. Die Perpektivlosigkeit, Aggression und Angst der Jugendlichen, die kurz nach der Wende in der Freiheit des Kapitalismus nicht nur Positives sehen, sondern Sicherheit vermissen, wird gut spürbar. Und es wird berührend deutlich, dass es sich eben nicht nur um fiese Nazis, sondern Bürger aus der Mitte der Gesellschaft handelt, die zu solcher Heftigkeit in der Lage sind. Angesichts von Strömungen wie Pegida und der aktuellen Frage, wie man mit Flüchtlingen umgeht, ein Stoff zum Nachdenken.
Kirsten Loose
Weitere Angaben
Filmtyp: S/W-Farbe
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch DD 5.1
Untertitel: Englisch
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