Wir sind die Flut
Vor 15 Jahren sorgte ein unerklärliches Naturphänomen vor der Küste des Nordseedorfes Windholm für einen brutalen Einschnitt im Leben der Bewohner: Nicht nur das Meer verschwand von einem Tag auf den anderen. Auch die Kinder der Ortschaft wurden seither nicht mehr gesehen. Ein Mysterium, das den jungen Physiker Micha gebannt nach Gründen suchen lässt. Als er einer Kommission seine neuesten Hypothesen präsentiert, wird der leidenschaftliche Forscher jedoch ausgebremst. Trotz jahrelanger Arbeit soll er sein Projekt endgültig aufgeben und sich stattdessen anderen Schwerpunkten widmen. Micha ist allerdings nicht bereit, klein beizugeben, und macht sich, begleitet von seiner Kollegin Jana, der Tochter seines Doktorvaters, heimlich auf den Weg nach Windholm, wo er seine Theorien überprüfen und beweisen will. Als die beiden Nachwuchswissenschaftler das Dorf erreichen, das seit den damaligen Ereignissen in einer militärischen Sperrzone liegt, treffen sie auf die letzten verbliebenen Einheimischen, die den Neuankömmlingen misstrauisch begegnen. Micha hält dennoch an seinem Vorhaben fest und dringt nach anfänglichen Meinungsverschiedenheiten gemeinsam mit Jana tiefer in die Vergangenheit Windholms ein.
Nach dem Anblick der ersten Szenen mag man kaum glauben, dass es sich bei „Wir sind die Flut“ um einen Hochschul-Abschlussfilm handelt. Souverän und stilbewusst führt Regisseur Sebastian Hilger den Zuschauer in die beklemmende Atmosphäre des Küstendorfes ein, dessen tragische Geschichte aus dem Off beschworen wird. Immer wieder gelingen dem jungen Filmemacher kinoreife Landschafsimpressionen und Überblicksaufnahmen, die dem Handlungsort einen leicht entrückten Anstrich verleihen. Etwa dann, wenn Micha und Jana in Schutzanzügen durch das endlos scheinende Watt stapfen. Die Bewohner von Windholm leben in einer Kapsel. Abgeschnitten vom Rest der Welt, eingehüllt in ihren Schmerz, weshalb es nicht verwundern muss, dass ihnen das Auftauchen der Forscher wie ein gewaltsames Eindringen in einen Schutzraum vorkommt. Ausgehend von der recht spannenden Prämisse entwerfen Hilger und Drehbuchautorin Nadine Gottmann einen Plot, der den Wissensdurst des Menschen und sein Streben, Geheimnisse zu entschlüsseln, als Antrieb nutzt. Die Suche nach der Wahrheit, bei der sich Micha zunächst bloß auf Zahlen fokussiert, wächst sich nach und nach zu einem persönlichen Drama mit starken metaphysischen Anklängen aus. Das Schlussdrittel ist sicherlich ambitioniert, wirkt allerdings zu verquast und gehetzt, um seine emotionale Wirkung in vollem Umfang entfalten zu können. Respekt zollen muss man den Machern trotzdem, da es in Deutschland nur selten derart ungewöhnliche Genre-Experimente gibt und die begrenzten Mittel in diesem Fall durchaus kreativ eingesetzt wurden.
DVD Extras: Trailer
Christopher Diekhaus
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
DVD-Bildformat: 1:2,35/16:9
Ton: Dolby Digital 2.0
Sprachen: Deutsch DD 2.0
Untertitel: Englisch
Anbieter
Verleih-DVDDaredo Media
Kauf-DVDDaredo Media
Video-on-Demandamazon
Video-on-Demandwuaki tv
Video-on-DemandVideoload
Video-on-DemandGoogle Play