Wiedersehen mit Brundibar
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Das „Wiedersehen“ im Titel klingt so unschuldig und harmlos, und doch ist es in seiner weitergehenden Bedeutung nahezu unglaublich, wenn man um die Hintergründe Bescheid weiß. Die Kinderoper „Brundibár“ des tschechisch-jüdischen Komponisten Hans Krása erlangte traurige Berühmtheit, denn sie wurde nach ihrer Uraufführung 1942 noch weitere 54 Mal im Konzentrationslager Theresienstadt von dort inhaftierten Kindern aufgeführt. Greta Klingsberg hat als damals 13-Jährige die Hauptrolle in diesem Stück gesungen. Wie durch ein Wunder überlebte sie nicht nur Theresienstadt, sondern auch Auschwitz. Die Begegnung zwischen ihr und Annika Westphal von der Jugendtheatergruppe „Die Zwiefachen“ der Berliner Schaubühne im Jahr 2012 gehört zu den unvergesslichen Höhepunkten dieses Dokumentarfilms.
Die Oper wurde in den letzten Jahrzehnten schon von Jugendensembles wiederaufgeführt wurde und das tschechische Fernsehen inszenierte die Oper mit Kindern sogar in Theresienstadt selbst. In der Berliner Neuaufführung übernahm Annika Westphal die Rolle, die Greta Klingsberg einst in Theresienstadt gespielt hatte. Der Film von Douglas Wolfsperger dokumentiert nicht nur die Proben der Jugendtheatergruppe und ihre mehrmonatige Auseinandersetzung mit dem Holocaust. Er zeigt auch kommentierte Ausschnitte des „dokumentarischen“ Propagandafilms „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“, in dem diese Oper neben weiteren komplett inszenierten Szenen wesentlich dazu beigetragen hat, um die Weltöffentlichkeit über die wahren Zustände im KZ zu täuschen. In diesen Filmausschnitten ist Greta Klingsberg zu sehen, die 70 Jahre später den Jugendlichen aus Berlin als Zeitzeugin und als Mentorin zur Verfügung stand, in Berlin, aber auch bei einem gemeinsamen Besuch in Theresienstadt und in ihrer Wahlheimat Israel.
Dem rundum sehenswerten Film gelingt es auf überzeugende Weise, Brücken zwischen den beiden Generationen zu schlagen, zumal er von zwei charismatischen Hauptfiguren getragen wird, die bereit waren, sich vor der Kamera auch privat zu öffnen. Diese intensive Begegnung ist umso wichtiger, als die Auseinandersetzung mit dem Holocaust weder in Erinnerungsroutine verfallen darf, noch so geführt werden sollte, dass sie Jugendliche eher abgeschreckt oder gar schockiert. „Wiedersehen mit Brundibar“ hingegen vermag das Publikum unmittelbar anzusprechen und einzubinden. Er macht insbesondere Jugendlichen Mut, sich genauer mit dieser deutschen Vergangenheit auseinanderzusetzen.
DVD Extras: Pressestimmen, Bio- und Filmografien, Featurettes, Trailer
Holger Twele
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
DVD-Bildformat: 16:9
Ton: Dolby Digital 2.0
Sprachen: Deutsch DD 2.0
Untertitel: Englisch
Anbieter
Kauf-DVDpuls entertainment GmbH