Wie Licht schmeckt

Lukas wohnt auf dem Land, ist gerade 14 geworden und damit in einem Alter, in dem er dringend eine Auszeit vom Alltag nötig hat. Er möchte endlich etwas erleben. So reißt der schroff und abweisend wirkende Junge von Zuhause aus und fährt auf gut Glück nach München. Drei Tage und drei Nächte lang will er dort bleiben. Kaum in der Stadt angekommen, rennt er die um einige Jahre ältere Sonja fast über den Haufen. Sonja ist blind, nimmt die Angelegenheit von der humorvollen Seite und lädt Lukas schließlich zu einem Besuch im Freibad ein. Dort rettet sie dem übermütigen Jungen fast das Leben. Trotz des Altersunterschieds kommen sich die beiden Jugendlichen näher, wovon vor allem Lukas profitiert. Er lernt, die Wahrnehmungswelt einer Blinden verstehen und kehrt am Ende, ein wesentliches Stück reifer geworden, zuversichtlich und mit einer neuen Lebensperspektive nach Hause zurück.

Maurus von Scheidt hat das gleichnamige Jugendbuch von Friedrich Ani insgesamt ansprechend verfilmt. Wenngleich allein die beiden in ihren Rollen extrem unterschiedlich angelegten und in vielen Großaufnahmen präsentierten Hauptfiguren mehrfach über leichte dramaturgische Unebenheiten hinweg spielen müssen. Ist die Geschichte zwischen dem Pubertierenden und der schon älteren blinden jungen Frau inhaltlich bereits ungewöhnlich, gelingt es der Handkamera mit Unterstützung des Tons auch in der Bildgestaltung, die sommerliche Atmosphäre eines von Licht durchfluteten Münchens einzufangen. Lukas, aber auch die Zuschauer erfahren Sonjas ganz persönliche Wahrnehmung dieser äußeren Realität. Ein Coming-of-Age-Film der etwas anderen Art, der mit großem Erzählkino nicht konkurrieren kann, dennoch gute Identifikationsmöglichkeiten bietet und sicher länger im Gedächtnis haften bleiben wird.

DVD-Bildformat: 1:1,78; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprache: Deutsch

Holger Twele