Wenn die Welt uns gehört

In einer ostdeutschen Kleinstadt freunden sich drei Außenseiter miteinander an: Der 16-jährige Ricky wird in der Schule gemobbt, der gleichaltrige Tim ist mit seinen Eltern aus dem Westen neu zugezogen und hat noch keinen Anschluss gefunden. Dagegen scheint der 18-jährige Marco genau zu wissen, was er will und es stört ihn auch nicht, dass er im Ort als Einzelgänger gilt. Durch seine Körperübungen und Kraftspiele wirkt er durchtrainiert und mit Gläserrücken und Satansvisionen gelingt es ihm, die Anerkennung der beiden Jüngeren zu bekommen. Denn Marco begreift sich als Werkzeug des Satans und er sucht gleichgesinnte Krieger, die ihn unterstützen, damit der Teufel die Weltherrschaft übernehmen kann. Nach einer ersten Hochphase, in der sie ihre neu gewonnenen Machtfantasien ungehindert ausleben und Ricky sich auch in ein Mädchen verliebt, stößt die Zweckfreundschaft schnell an ihre irdischen Grenzen. Marco behauptet sogar, der Satan habe sich wegen Rickys Liebe zu dem Mädchen von ihnen abgewendet. Nun gelte es, ein Zeichen zu setzen und ganz in die Welt Satans überzuwechseln.

Das von ZDF und Arte kofinanzierte Jugenddrama ist der Debütspielfilm des Regiegespanns Judith Keil und Antje Kruska, die schon 2001 mit ihrem ebenfalls gemeinsam gedrehten Dokumentarfilm „Der Glanz von Berlin“ über Berliner Putzfrauen einen ersten Publikumserfolg landeten. Trotz unübersehbarer dramaturgischer Schwächen ist ihr neuer Film sehenswert dank überzeugender Darsteller und eines brisanten Themas, das den unter Jugendlichen verbreiteten Satanskult aber nicht sensationsheischend ausschlachtet. Er wird vielmehr als ein exemplarisches Beispiel für unerfüllte Sehnsüchte, „Wahnvorstellungen“ und geschlossene Weltbilder unter Jugendlichen bis zum bitteren Ende durchgespielt. Im Film richten sich die Aggressionen und die an äußere Grenzen stoßenden Machtfantasien gegen die Jugendlichen selbst. Aber es gibt auch reale aktuelle Beispiele, die weitaus tragischer enden. Ein wichtiger Film daher, der zur kritischen Auseinandersetzung bestens geeignet ist.

Holger Twele