Wednesday

Film: Wednesday
Serienstart:
23.11.2022
Staffel:
1
Folgen:
8
Länge der Folgen:
47-49 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 16 Jahren
FSK-Freigabe:
Ab 12 Jahren
Regie:
Tim Burton, Gandja Monteiro, James Marshall
Darsteller:
Jenna Ortega (Wednesday Addams), Hunter Doohan (Tyler Galpin), Percy Hynes White (Xavier Thorpe), Emma Myers (Enid Sinclair), Joy Sunday (Bianca Barclay) u. a.
Genre:
Krimi , Komödie , Horror , Fantasy
Land:
USA, 2022

Bin ich cool? Wie sehe ich aus? Warum ignorieren mich die anderen? All das interessiert die Titelfigur der Netflix-Produktion „Wednesday“ nicht die Bohne. Denn sie ist Außenseiterin aus Leidenschaft (O-Ton: „Ich bin gerne eine Insel!“). Ein spannender Ansatz für eine Serie, die makabren Humor, Selbstfindung, Horror, Krimi und Fantasy verbindet.


Wovon die Serie „Wednesday“ handelt:


Mit ihr ist definitiv nicht zu spaßen! Als ihr kleiner Bruder Pugsley mal wieder schikaniert wird, wirft Wednesday Addams seinen Bullys, den Jungs des Schwimmteams, kurzerhand eine Ladung Piranhas ins Becken. Die Konsequenz der blutigen Entgleisung: Ein neuerlicher Schulwechsel. Mama Morticia und Papa Gomez stecken ihre Tochter daraufhin auf die altehrwürdige Nevermore Academy, ein Internat für Außenseiter*innen, wo sich das Ehepaar einst kennen und lieben lernte. Unter anderen Outcasts, Sirenen und Werwölfe in Menschengestalt inklusive, sollte es Wednesday doch möglich sein, sich anzupassen. So die Theorie! Doch die Teenagerin mit der Vorliebe für alles Schaurige und Schräge plant längst die Flucht. Hilfe erhofft sie sich von Tyler Galpin, dem Sohn des Sheriffs, der in der nahegelegenen Kleinstadt Jericho wohnt und sie trotz ihrer abweisenden Art sympathisch findet. Doch eins nach dem anderen. Da ist schließlich auch noch eine brutale Mordserie rund um Wednesdays neue Schule, die plötzlich ihre Aufmerksamkeit weckt.


Warum die Serie die Erwartungen nicht ganz erfüllt:


Erdacht wurde die skurrile, Konventionen sprengende Addams-Family vom US-amerikanischen Cartoonisten Charles Addams, der Morticia, Gomez und Co ab den 1930er Jahren in seinen Zeichnungen für das Magazin The New Yorker bekannt machte. Die Netflix-Serie „Wednesday“ konzentriert sich, der Titel lässt daran keinen Zweifel, voll und ganz auf die eigenwillige, von ihrer Umwelt angewiderte Tochter. Ihre Verwandten sind dieses Mal bloß Randfiguren, auch wenn einige ihrer Erlebnisse mit der Haupthandlung zusammenhängen.

Vom ersten Moment an markieren die Macher*innen ihre Protagonistin als rebellische, patriarchale Strukturen verachtende Einzelgängerin. Schon visuell wirkt die in Schwarz gehüllte Wednesday an ihrer alten Schule wie ein Fremdkörper. Daran scheint sich auch nach ihrer Ankunft in Nevermore nur wenig zu ändern. Ihre Mitschüler*innen lässt sie auflaufen. Fast jeder Satz untermauert ihren finsteren Blick auf die Welt, ihre Abneigung gegen alles Schöne und Emotionale. Dass von dieser unangepassten, schroffen Teenagerin eine seltsame Faszination ausgeht, liegt vor allem an Jenna Ortegas herrlich grimmiger Performance. Keine Frage: Böse gucken und morbide Pointen bissig in den Raum schleudern kann die einstige „Scream“-Darstellerin! Nicht ihr, sondern den Drehbüchern kann jedoch eines angelastet werden: In den meisten Konfrontationen tritt unsere Antiheldin einfach einen Tick zu souverän auf. Hier und da hätte sie ruhig etwas mehr zweifeln dürfen und öfters überrumpelt werden können. Bei aller demonstrativ zur Schau gestellten Leckt-mich-Haltung zeigt sich schließlich, dass Wednesday auch eine andere Seite hat. Nicht nur hilft sie ihrem kleinen Bruder. In Nevermore baut sie zudem eine engere Beziehung zum Bienenfreund Eugene auf, für den die anderen nichts als Spott übrig haben.

Rund um Wednesday entspinnt sich ein Krimiplot, der mit der Angst vor dem Unbekannten, der gewaltsamen Unterdrückung von Frauen und der Grausamkeit der ersten weißen Siedler in den USA interessante Aspekte anschneidet. Fesselnd oder gruselig wird es in den ersten Episoden allerdings nur selten. Trotz eines betont düsteren Looks und uriger Settings wie dem verwinkelten Internat fehlt es an einer ausgeklügelten Schaueratmosphäre. Verwunderlich, wo doch Tim Burton, ein Spezialist für exzentrisch-unheimliche Geschichten, bei den ersten vier Folgen auf dem Regiestuhl saß. Besonders zwei Probleme springen ins Auge: Das für die Mordserie verantwortliche Monster ist, weil es arg cartoonhaft aussieht, wenig furchteinflößend. Und die reißerisch inszenierten Visionen, die regelmäßig über Wednesday hereinbrechen, wirken wie aus einem Billighorrorfilm entliehen. Ab dem fünften Kapitel steigt die Spannungskurve zwar etwas an. Ein echter Rätselknaller ist die Handlung dennoch nicht. Wer gut aufpasst, könnte schon einige Zeit vor den finalen Enthüllungen die richtigen Schlüsse ziehen.


Unser Fazit zu „Wednesday“:


Die Serie überzeugt mit einer auf ungewöhnliche Weise reizvollen Protagonistin und einer starken Hauptdarstellerin. Abzüge gibt es in puncto Optik und Erzählung. Diese Schwächen sollten in der möglichen, auf den letzten Metern noch angeteaserten zweiten Staffel noch ausgebügelt werden.

Christopher Diekhaus

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (47. Woche 2022).