Waves
Wellen sind ein Sinnbild für Schicksalsschläge oder Stimmungen, die kommen und gehen, scheinbar egal, wie wir auf sie reagieren. Wir können uns mitreißen lassen, oder versuchen, Felsen in der Brandung zu sein. Das Filmdrama „Waves“ erzählt eindrucksvoll vom Kontrollverlust und zeigt, dass unsere Reaktionen alles andere als wirkungslos sind.
Darum geht es im Film „Waves“:
Der 18-jährige Tyler ist fit, verliebt und voller Drang. Er treibt intensiv Sport und nimmt an Wrestling-Turnieren teil – mit großen Ambitionen. Seine Freundin Alexis hat er als „Goddess“ (Göttin) im Handy abgespeichert und feiert mit ihr das Leben, von dem die beiden ja noch so viel vor sich haben. Tylers Vater ist streng und auf Leistung bedacht, doch will nur das Beste für seine beiden Kinder. Als Tylers Leben plötzlich ins Schleudern gerät und mit einem Schlag völlig aus der Bahn geworfen wird, verlagert sich der Fokus auf dessen Schwester Emily – und wie sie mit den Konsequenzen der entsetzlichen Entgleisung ihres Bruders lebt.
Was „Waves“ so besonders macht:
Erzählerisch ist es ein spannendes und mutiges Konzept, mitten im Film die Hauptfigur zu wechseln. Oder vielmehr: die wahre Hauptfigur zu offenbaren. Die erste Filmhälfte dreht sich (wortwörtlich, übrigens, die Kamera ist ständig in Bewegung) um Kelvin Harrison Jr. („Mudbound“) als jener Tyler, der dem Druck von innen und außen nicht mehr standhält. Wenn sich dieser Druck dann in der Mitte des Films ein Ventil sucht, in Gewalt mündet und eine tragische Wendung herbeigeführt, wird für einige nervenaufreibende Minuten das Bildformat verengt. Solche Ideen und ein durchweg virtuoser Umgang mit Licht und Farben sind es, der „Waves“ schon rein visuell zu einem Erlebnis macht. Die zweite Filmhälfte, rund um Taylor Russell in der Rolle der kleinen Schwester, formvollendet dieses Werk dann auch auf emotionaler Ebene. „Waves“ ist ein Film, der niederschmettert und wiederaufbaut, der ethische Fragen stellt und mögliche Antworten gibt, der Gefühle aufwühlt und zu Gedanken anregt. Ein wirklich sehenswertes Werk!
David Lensing
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe