Von der Kunst, sich durchzumogeln

Die Philosophie gibt Antworten auf die großen Fragen des Lebens. Das denkt sich auch der auch künstlerisch begabte 17-jährige George und kommt nach entsprechender Lektüre zu dem Schluss, dass die Schule keine Anstrengung wert ist, wenn jeder Mensch sowieso sterben muss. Dumm nur, dass seine Mutter und die Lehrer da ganz anderer Meinung sind. Alles wäre halb so schlimm, wenn der äußerst schüchterne George sich kurz vor der Abschlussprüfung nicht in die attraktive Sally verliebt hätte. Plötzlich stellt sich der Sinn des Lebens für ihn auf eine unerwartet existenzielle Weise und auch das Lernen in der Schule könnte noch einen bisher wenig beachteten Zweck haben.

Der Debütspielfilm von Gavin Wiesen erlebte seine Uraufführung auf dem renommierten Sundance-Filmfestival, was fast schon Garant für Qualität ist. In der Tat schaffen es die beiden Hauptdarsteller spielend, Sympathien für sich zu wecken und die Coming-of-Age-Geschichte aus dem bürgerlichen Milieu fragiler Patchworkfamilien, die von der ersten großen Liebe und der Suche nach dem Platz im Leben handelt, ist flott und leichtfüßig erzählt; sie kommt zudem ohne die üblichen sexuellen Anspielungen vieler US-amerikanischer Teenagerfilme aus. Allerdings sind dramaturgische Schwächen und Ungereimtheiten unübersehbar, etwa wenn kurz nach Neujahr bereits der Frühling Einzug hält. Auch das gesamte Lehrerkollegium ist dermaßen idealisiert dargestellt, dass der Film eher wie ein schönes Märchen wirkt, wobei ein melancholisches Musikstück von Leonard Cohen zur Verdeutlichung der inneren Konflikte des Helden etwas zu wenig ist. So bleibt am Ende neben einer diffusen positiven Grundstimmung die Erkenntnis, dass der Regisseur von der Kunst, sich durchzumogeln selbst reichlich profitiert hat.


DVD-Bildformat: 1:2,40; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch, Polnisch, Russisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch, Griechisch, Isländisch, Polnisch, Russisch
DVD-Extras: Featurettes, Making of, Trailer

Holger Twele