Vom Ende einer Geschichte

Tony ist ein alter Grummelskopf. Immerhin noch einer von der halbwegs akzeptablen und fast schon liebenswürdigen Sorte. Doch es reicht, um den Postboten ungeduldig abzuwimmeln und ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Und offenbar hat es auch gereicht, um in späten Jahren seine Ehe ins Leere laufen zu lassen und sowohl bei seiner Ex-Frau als auch bei der eigenen Tochter als wenig einfühlsam zu gelten. Trotzdem plätschert Tonys Leben mit Rente und einem kleinen Reparaturgeschäft für Leica-Kameras gemütlich vor sich hin. Bis ihn auf einmal ein Brief erreicht und Verwirrung stiftet: Das Schreiben entstammt dem Testament einer Frau, mit deren Tochter Veronica Tony in seiner Studienzeit eine Romanze hatte. Sie hinterlässt ihm etwas Geld und das Tagebuch seines ehemals besten Freundes Adrian, der damals Selbstmord begangen hat. Nicht, dass das allein schon seltsam genug ist – das versprochene Tagebuch fehlt. Auf Nachfrage erfährt Tony, dass Veronica es an sich genommen hat und aktuell nicht bereit ist, es herauszugeben. Tony geht der Sache nach und tritt so eine kleine Reise in seine Vergangenheit an. Und er merkt dabei, dass er einige weniger stolze Taten in seinem Leben ganz offensichtlich verdrängt hat.
Regisseur Ritesh Batra scheint Gefallen daran gefunden zu haben, alten griesgrämigen Männern einen kleinen Schubs zu geben. Denn was er mit Lunchbox bereits auf wundervolle Weise umgesetzt hat, zeigt sich auch hier. „Vom Ende einer Geschichte“ stellt seinen Protagonisten vor die Herausforderung seiner Vergangenheit und konfrontiert ihn so auch mit seiner Persönlichkeit. Tony bekommt die Schattenseiten an sich zu sehen – und dadurch ebenso die Chance auf Veränderung. Das alles geht recht unspektakulär vor sich, sodass man den Wandel kaum mitbekommt. Und plötzlich wird sichtbar, dass doch so einiges passiert ist, während man still vom Kinosessel aus zugeschaut hat. Das ist auch gar kein Wunder, denn „Vom Ende einer Geschichte“ bleibt in seiner gefühlvollen Erzählweise durchgängig bei Tony und zeigt im Grunde nur das, was er sieht. Was zu Beginn nicht besonders viel ist. Dafür später umso mehr. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Julian Barnes ist ebenso wie das Buch sehr nachdenklich und vor allem eines: zutiefst menschlich, sodass wir uns nur allzu leicht darin wiederfinden. Perfekt für eine kleine Auszeit – aber Vorsicht: Kann zu Selbstreflexion führen!
Marius Hanke
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
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