Voces Inocentes - Unschuldige Stimmen

El Salvador in den 1980- er Jahren. Chava feiert wieder einmal seinen elften Geburtstag. Nur nicht zwölf werden! Dann werden schon Kinder von der Armee für den blutigen Bürgerkrieg zwangsrekrutiert. Wer sich widersetzt, wird erschossen. Mit diesen aufrüttelnden Bildern beginnt der Film: Eine Gruppe von Kindern wird von der Armee abgeführt. Die Menschen in dem mittelamerikanischen Zwergstaat sind bitter arm, rechtlose Landarbeiter ohne Zukunft. Dem trotzigen Schlachtruf der Guerilla „Venceremos!“ (Wir werden siegen) wird ein 12 Jahre dauernder, erbitterter Kampf gegen korrupte Regierungstruppen folgen, die von den USA mit Waffenlieferungen unterstützt wurden. In diesem Irrsinn versucht Chava mit seinen Freunden eine irgendwie normale Kindheit zu leben. Doch nirgendwo ist es sicher: Immer wieder kommt es im Armenviertel zu Schusswechseln, 12-jährige werden direkt vom Schulhof in die Armee eingezogen. Und als sich Chava in Maria Cristina verliebt, ist ihr Haus am nächsten Tag ausgebombt. Seit der Vater fort ist, unterstützt Chava als neues Familienoberhaupt die Mutter Kella, die sich mit Näharbeiten durchschlägt. Der aufgeweckte Junge sagt im Bus die Stationen an. Wenn die Armee wieder einmal im Viertel Kinder rekrutiert, verstecken sich die Freunde auf dem Dach und warten, bis sie die Sterne am Himmel zählen können. Als Chavas Onkel Beto auftaucht und ihm ein Radio schenkt, mit dem er den Guerillasender empfangen kann, beginnt in dem Jungen eine Entscheidung zu reifen.

Der mexikanische Regisseur Luis Mandoki, der sich zuvor in Hollywood mit stromlinienförmigen, romantischen Komödien einen Namen machte, verfilmt hier die traumatischen Kindheitserinnerungen des Salvadorianers Oscar Torres. Ihm gelingt ein aufrüttelndes, bewegendes, packendes und visuell anspruchsvolles Drama. Mit großer emotionaler Wucht und melodramatischer Erzählweise wird hier ein Kapitel mittelamerikanischer Geschichte authentisch beleuchtet. Das Jugenddrama erzählt konsequent aus der Perspektive des jungen Protagonisten vom Leben im politischen Ausnahmezustand. Auf der Berlinale 2005 wurde das berührende Werk von der Jugendjury mit dem Gläsernen Bären ausgezeichnet. Aus der Begründung: „Durch herausragende Schauspieler und Bilder, die sich in unserem Gedächtnis festgesetzt haben und trotzdem noch Hoffnung vermitteln, zeigt der Film ein Thema, das uns sprachlos macht, über das man aber reden muss.“ Ein Thema, das leider nichts an Aktualität eingebüßt hat. Unbedingt sehenswert!

Ton: Dolby Surround, Dolby Digital 5.1
Sprache: Spanisch
Untertitel: Deutsch, Französisch
DVD-Extras: Bildergalerie, Featurette, Making of, Trailer

Christiane Radeke