Verfehlung

Es läuft gerade wirklich gut in ihrem Dreiergespann: Oliver steigt auf zum stellvertretenden Generaldekan und Jakob, der momentan als Seelsorger und Priester im Gefängnis arbeitet, ist bereits als Stadtdekan im Gespräch. Nur Dominik ist nicht interessiert an einer Karriere und kümmert sich lieber weiterhin um den Jugendclub der katholischen Kirche. – Wenig später zeigt sich auch wieso. Jakob muss mitansehen, wie sein Freund direkt nach einer gemeinsam gehaltenen Messe von Polizisten weggeführt wird. Der Vorwurf: Kindesmissbrauch. Zuerst hält er das alles für einen fatalen Irrtum, doch schließlich muss er sich eingestehen, dass doch etwas dran ist an der Sache. Während Oliver von offizieller Warte aus versucht, das Ganze mit möglichst wenig Aufsehen zu regeln, ist Jakob zu geschockt, um die Füße still zu halten. Also versucht er auf eigene Faust herauszufinden, was wirklich geschehen ist.
Es ist ein düsteres und zugleich sehr wichtiges Thema, dem sich Gerd Schneider in seinem Regiedebüt „Verfehlung“ widmet: Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche. Dabei ist es ernüchternd, auch einmal die andere Seite zu betrachten – und zwar nicht nur bei dem Versuch, die Wogen zu glätten, sondern auch im Kampf mit der Schuld. Man spürt förmlich, wie es Jakob innerlich zerreißt, während er der Wahrheit immer näher kommt. Wie er versucht, das Richtige zu tun, ohne überhaupt zu wissen, was das Richtige eigentlich ist. Und wie er auch mit eigener Schuld zu kämpfen hat, denn so wirklich rein ist im engen Schulterschluss der katholischen Betriebsamkeit offenbar kaum jemand. Gleichzeitig wird die verquere Realitätswahrnehmung des Täters Dominik deutlich, der seine Verfehlung damit zu rechtfertigen versucht, dass er Tag für Tag da ist für die Kids aus schwierigen Verhältnissen. Das ist vollkommen verrückt und leider zugleich auch so verdammt menschlich.
„Verfehlung“ ist absolut nichts für den gemütlichen DVD-Abend, denn die Atmosphäre ist schwer und belastend. Dafür hat Schneider hier ein Werk geschaffen, das ernsthaft zum Nachdenken anregt – über den Umgang mit Schuld und darüber, dass es dafür einfach keinen Königsweg gibt.
Marius Hanke
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
DVD-Bildformat: 1:1,85/16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch DD 5.1
Anbieter
Kauf-DVDgood!movies