Vamos A La Playa
Worum geht es in dem Drama?
Ein Film wie ein Reisetagebuch: In wackligen und dokumentarisch wirkenden Bildern brechen Benjamin, Katharina und Judith nach Kuba auf. Im Auftrag von Katharinas reichem Vater sollen sie ihren verschollen geglaubten Bruder Wanya aufspüren, der dort für ein Projekt seltene See-Kühe erforscht. Anfangs filmen sich die beiden Mädchen mit dem Handy gegenseitig: „One-Night-Stand oder kein Sex in der Beziehung?“, „Was macht einen guten Orgasmus aus?“. Oder sie filmen sich tagebuchmäßig selbst. Judith verrät ihrer Handykamera beispielsweise, dass sie in einer Beziehung niemals so eine Abhängigkeit erleben will wie ihre Mutter. Während die Mädchen die Reise auch touristisch genießen, geht Benjamin ganz in der Mission auf, Wanya zu finden. Immer wieder stellt er das Verhalten insbesondere von Katharina in Frage, die ihre Privilegien ausnutzen will. Sie will auf Kuba vor allem eins finden: Sex. Sie hat auch kein Problem damit, dafür die Kreditkarte ihres Vaters einzusetzen.
Lohnt sich „Vamos A La Playa“ für dich?
Eine Reise als Erfahrungsraum, um herauszufinden, wer man wirklich ist. Das ist hier keineswegs nur positiv gemeint. Denn alle Drei – jede Person auf ihre Art – enthüllen eine recht egozentrische Weltsicht. Katharina mit ihrer mutmaßlich feministischen Mission nach Sex, die nichts anderes ist als grobes Machtgebahren, Judith, die nach wenigen Tagen den mittellosen Salsalehrer Ignacio heiratet, obwohl sie zuvor Abhängigkeiten abgeschworen hat, und Benjamin als politischer Mahner, der sich in Judith verliebt und ihr deshalb eine gemeine Moralpredigt an ihrem Hochzeitstag hält. In einer widersprüchlichen Welt verwickeln die Drei sich selbst in Widersprüchen. Weibliche Selbstbestimmung oder Sextourismus?
Regisseurin Bettina Blümner feierte im Jahr 2007 mit ihrem dokumentarischen Debüt „Prinzessinnenbad“ große Erfolge. Auch die Literaturverfilmung „Scherbenpark“ erhielt gute Kritiken. Jetzt kann sie auf eigene Erfahrungen zurückgreifen, hat sie doch in Havanna an der Filmschule studiert. Doch der Blick auf die spätkapitalistische Generation der heutigen Anfang 20-Jährigen gerät allzu plakativ, fast schon ein wenig ärgerlich. Jede der Figuren handelt letztlich nach egoistischen Motiven, ob offen oder versteckt. Bruder Wanya wird aufgefunden, er will mithilfe des Geldes seines Vaters eine arme kubanische Familie unterstützen. Der folgende Kaufrausch in einem Einkaufszentrum wirkt dann eher abstoßend in seinem gönnerhaften Gestus. Das mag ein interessanter Diskurs sein – denn wie kann man angesichts des großen Wohlstandgefälles auf der Welt überhaupt etwas Sinnvolles, Nützliches, Gutes tun? Andererseits bleiben einem alle Figuren dieses Films fremd. Es fehlt eine sensible Annäherung an die jeweiligen Gefühlswelten. Positiv hervorzuheben ist aber das unverkrampfte Spiel aller Darsteller*innen und die spontan wirkende Schauspielführung. Am Ende bleibt ein schales Gefühl und auch Kuba nur eine exotische Kulisse.
Christiane Radeke
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Anbieter
Filmverleihjip Film & Verleih