Uncharted
In Hollywood ist die Hölle kein Ort, sondern ein Zustand! Immer dann, wenn Filmprojekte auch lange nach ihrer ersten Ankündigung einfach nicht fertig werden, ist von der sogenannten Entwicklungshölle die Rede. Probleme bei der Bucharbeit und/oder ständige Wechsel in der Besetzung sind oft die Gründe für die Verzögerungen, die manchmal drastische Konsequenzen haben: nämlich den Abbruch aller Bemühungen. Auch die Leinwandadaption der Videospielreihe „Uncharted“ kam nach den 2008 aufgenommenen Anfangsplanungen nicht richtig voran und brauchte weit über zehn Jahre, um endlich Wirklichkeit zu werden.
Worum es in „Uncharted“ geht:
Schon als Kind half Nathan „Nate“ Drake seinem älteren Bruder Sam bei dessen Diebestouren. Als die beiden bei einem Einbruch auf frischer Tat ertappt wurden, beschloss Sam jedoch, aus dem Waisenheim zu flüchten, und ließ den Jüngeren allein zurück. Seit damals haben sich die Geschwister nicht mehr gesehen. Lediglich ein paar Postkarten von unterschiedlichen Orten lassen den zu einem jungen Mann herangewachsenen Nate hoffen, dass sein Bruder noch lebt. Inzwischen arbeitet Nate als Barkeeper. Durch kleine Gaunereien verdient er sich allerdings regelmäßig etwas dazu. Von seinen Tricks weiß auch der dubiose Abenteurer Victor „Sully“ Sullivan, der eines Tages mit einem überraschenden Angebot auf der Matte steht: Gemeinsam mit Nate will er den milliardenschweren Goldschatz des portugiesischen Seefahrers Ferdinand Magellan aufspüren, dessen Name untertrennbar mit der ersten historisch belegten Weltumsegelung im 16. Jahrhundert verbunden ist. Nate hat eigentlich kein Interesse, überlegt es sich dann aber anders, weil Sam bis vor kurzem angeblich Victors beruflicher Partner war. Die Suche könnte Nate also vielleicht mit seinem verschwundenen Bruder wieder vereinen. Auf das Gold hat es auch der skrupellose Santiago Moncada abgesehen, dessen Familie einst Magellans geschichtsträchtige Reise finanzierte.
Warum „Uncharted“ trotz Schwächen Laune macht:
Wollen wir ehrlich sein: „Uncharted“ erweist sich als Abenteuerblockbuster, für den der dünne Plot bloß ein Mittel ist, um die Figuren ständig in Bewegung zu halten. Nates Hintergrundgeschichte soll auf arg oberflächliche Weise Emotionen wecken. Die Rätsel, die die Schatzsucher*innen im Verlauf der Handlung zu knacken haben, sind selten besonders raffiniert. Und von der Logik muss man sich schon früh verabschieden, wenn man das Ganze irgendwie genießen möchte. Schafft man es aber, den Kopf abzuschalten und über all die absurden Dinge nicht groß nachzudenken, kann die Gameadaption Spaß machen. Wie man es von seinen Spider-Man-Auftritten kennt, verleiht Tom Holland dem Protagonisten schlitzohrigen Charme. Hier und da gibt es einen gelungenen Gag. Das Tempo ist fortlaufend hoch. Und einige Actionsequenzen – vor allem der finale Kampf auf an Hubschraubern hängenden Schiffen – sind herrlich überdreht. Ebenfalls positiv: Mit Sullys Bekannter Chloe Frazer und Moncadas Handlangerin Braddock hat der Film zwei weibliche Charaktere zu bieten, die über die im Abenteuerkino noch heute oft auftauchende Rolle der passiven Stichwortgeberin hinauswachsen. Gerade weil „Uncharted“ in diesem Punkt alte Klischees unterläuft, ist es schade, dass Chloe im Showdown plötzlich aus unerfindlichen Gründen völlig von der Bildfläche verschwindet. Hier dreht sich leider, wie so oft, fast alles um die männlichen Buddys und ihren Zusammenhalt nach vorherigen Konflikten.
Christopher Diekhaus
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe