Toubab
Worum es in "Toubab" geht:
Der 25-jährige Babtou wird nach zwei Jahren aus dem Knast entlassen. Die Freude über das Wiedersehen mit seinem Kumpel Dennis währt nicht lange: Bei einer Willkommensparty auf einer Straßenkreuzung in seinem Viertel gerät er mit einem Polizisten aneinander und wird festgenommen. Die Ausländerbehörde droht ihm nach erneuter Straffälligkeit mit der Ausweisung in den Senegal. Babtou wurde als Sohn senegalesischer Eltern in Frankfurt geboren, hat aber keinen deutschen Pass und kennt das afrikanische Land nur aus Erzählungen seines Vaters.
Toubabs Anwältin weiß nur noch einen Ausweg: Er muss schnell eine Deutsche heiraten. Babtou fragt eine Reihe von Ex-Geliebten, doch alle zeigen ihm die kalte Schulter. Notgedrungen bittet er Dennis darum. Der sagt Ja, obwohl seine Freundin schwanger ist. Doch die beiden haben nicht mit der Hartnäckigkeit der Beamten der Ausländerbehörde gerechnet. Die schnüffeln überall herum, um zu beweisen, dass die beiden nur eine Scheinehe geschlossen haben.
Warum "Toubab" trotz kleiner Schwächen rundum überzeugen kann:
Auf den ersten Blick wirkt der Plot von "Toubab" wie eine knallige Kumpel-Komödie. Doch dem deutschen Regisseur Florian Dietrich gelingt es in seinem ersten langen Spielfilm, aus dem Erzählkern eine vielschichtige Kombination aus Migrationsdrama, LGBT-Komödie, Buddy Movie und Milieustudie zu machen. Punkte sammelt er vor allem mit pointierten Dialogen, überraschenden Wendungen und der großen Spielfreude der Darsteller. Und mit einer respektvollen Schilderung der queeren Szene in Frankfurt, die Babtou durch seine resolute lesbische Nachbarin Yara kennenlernt. Dazu kommt ein originelles Happy Ending im Senegal, wo Babtou einfach nur Toubab - weißer Mann - genannt wird.
Allerdings greift der Film manchmal auch zu tief in die Klischeekiste, etwa wenn der oberfiese Gangsterboss des Viertels mit platten Lebensweisheiten um sich wirft oder wenn die Kontrolleure in Babtous Appartment auf eine Flut von "Beweisen" für eine Homo-Ehe wie bunte Plastikpenisse stoßen. Hin und wieder schießt er auch über das Ziel hinaus: So soll ein peinliches Rache-Video als Beweis für eine Scheinehe ausreichen und damit eine Abschiebung rechtfertigen, bei der gleich ein halbes Dutzend Polizisten mit Schutzwesten bereitstehen. Mit Farba Dieng und Julius Nitschkoff wartet "Toubab" mit zwei starken jungen Hauptdarstellern auf, die hier aufs Beste harmonieren. Der verdiente Lohn sind Darstellerpreise beim Filmkunstfest in Schwerin und beim Bayerischen Filmpreis.
Reinhard Kleber
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Filmverleihcamino