The Unforgiven

Der ehemalige Samurai Jubei Kamata flieht zu Beginn der Meji-Zeit um 1868 vor den Regierungskräften des neuen Kaisers auf die nördliche japanische Insel Hokkaido und tötet dabei zahlreiche Verfolger. Viele Jahre später wird auf der Insel eine Prostituierte von zwei Siedlern brutal misshandelt, ihr Gesicht entstellt. Der Dorfvorsteher lässt die Täter mit einer geringen Strafe davonkommen. Daher sammeln die Prostituierten Geld für ein Kopfgeld. Die blanke Armut zwingt Jubei, sich zusammen mit einem ehemaligen Weggefährten und einem japanischen Ureinwohner darum zu bewerben. Schon sind auch andere Kopfgeldjäger hinter dem Geld her, doch der Dorfvorsteher möchte eine Eskalation der Gewalt in seinem Distrikt um jeden Preis verhindern und dafür erscheinen ihm auch blanke Gewalt, Folter und Mord rechtens. Jubei kann seine früheren Schandtaten immer noch nicht verwinden und sieht sich gezwungen, gegen seine Prinzipien zu verstoßen.

Der für seine Kamera, die stimmungsvolle Beleuchtung und das gelungene Szenenbild mehrfach ausgezeichnete Film ist das japanische Remake des Films „Erbarmungslos“ von und mit Clint Eastwood aus dem Jahr 1992. In diesem Western setzte sich Eastwood kritisch mit seinen früheren Rollen und gleichermaßen mit dem Genre des Western auseinander. Lee Sang-il hat die Handlung in das Japan des 19. Jahrhunderts verlegt. Er nähert sich in seinem Remake mindestens genauso kritisch wie Eastwood einigen Mythen um die jüngere japanische Geschichte und das Wirken der Samurai-Krieger, von denen viele ihrer grausamen Morde wegen sogar bewundert wurden. Und ähnlich wie den amerikanischen Ureinwohnern erging es in Japan unter dem Tenno im 19. Jahrhundert den Ainu, den Ureinwohnern Japans. Sie wurden als minderwertig angesehen, ihrer Würde und, aus heutiger Sicht, ihrer Menschenrechte beraubt. Der unter anderem auf den Festivals von Venedig und Toronto gezeigte Film erhielt überwiegend positive Kritiken. Zu Recht, denn trotz der Überlänge und der fast schon kontemplativen Erzählweise, die unseren westlichen Sehgewohnheiten viel Geduld abverlangt, geht es um universelle Themen: um Schuld und Sühne, um Rache und Vergebung, um die Verhältnismäßigkeit des Einsatzes von Gewalt und um existenzielle menschliche Fragen. Etwa um die nach den Wesenszügen des Menschen, in denen er sich von einem Tier unterscheidet und ob er auch in der Lage ist, sich zum Guten hin zu ändern.

Blu-ray-Bildformat:1080p
Sprachen: Deutsch/Japanisch

Holger Twele