The Rider
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Brady Blackburn war ein gefeierter Rodeoreiter, Pferde seine ganze Leidenschaft. Sein Vater Wayne setzte ihn schon als Kleinkind auf's Pferd. Seit die Mutter vor ein paar Jahren starb, schlägt sich die kleine Familie, zu der noch Bradys geistig behinderte Schwester Lilly gehört, mehr schlecht als recht durch Leben. Sie wohnen in einem Trailer in den unglaublichen Weiten South Dakotas. Als der junge Nachkomme der Lakota-Sioux bei einem schweren Rodeounfall vom Huf des Pferdes am Kopf getroffen und schwer verletzt wird, bricht sein Leben auseinander. Alles würde Brady dafür geben, wieder den Adrenalin-Kick beim Rodeoreiten zu spüren, die jubelnde Menge zu hören, überhaupt wieder reiten zu dürfen. Aber die Ärzte raten ab. Nur Bradys Umgebung zeigt wenig Mitleid. Durch den Schmerz reiten, weiter machen, niemals aufgeben, das ist der Kompass nach dem hier alle Männer leben. In dieser Machowelt sind die Werte der Männlichkeit identitätsstiftend. Dabei ist Bradys größte Stärke sein Einfühlungsvermögen. Das zeigt er der kleinen Schwester gegenüber, bockigen Pferden, und auch seinem großen Vorbild Lane Scott, der seit einem Rodeounfall fast vollständig gelähmt ist.
Wie der Held dieses ungewöhnlichen Neo-Western bei aller Niedergeschlagenheit und bei allen Rückschritten zu dieser inneren Stärke findet, beschreibt das einfühlsame und bildstarke Drama mit Präzision und ohne Angst vor großen Gefühlen. Die Charakterstudie eines gebrochenen jungen Mannes zeigt aber auch einen Vollblutprofi, wenn Brady mit den Pferden arbeitet. Die Szenen, in denen er die Pferde abrichtet, sind besonders intensiv. Die Wut und Kraft des Tieres ist das, was auch Brady in sich fühlt, aber nicht mehr ausleben kann. Die Kamera beobachtet mit dokumentarischem Blick und geht dabei den Dingen und Gefühlen auf den Grund. Fast fragmentarisch werden die Stationen der Heilung aneinandergereiht: Die Rückfälle und die Einsamkeit, aber auch der Rückhalt, den Brady bei seinen Rodeofreunden findet, und nicht zuletzt bei seiner wenig perfekten Familie. Denn Vater Wayne verspielt das wenige Geld. Zu Lilly hat Brady eine tiefe und zärtliche Beziehung, denn die jugendliche Schwester sagt nicht nur ganz direkt, was sie denkt, sie tut auch, was sie will. Diese außergewöhnliche, und trotz – oder gerade wegen – ihrer geistigen Beeinträchtigung unglaublich starke und autonome Frauenfigur, setzt die chinesisch stämmige Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin Chloé Zhao als einzigen weiblichen Gegenpart in die Männerwelt. Gleichzeitig schwelgt der Film immer wieder in großen Landschaftsaufnahmen, die jeden Westernregisseur neidisch machen dürften. Das Drama zeigt auf berührende und eindringliche Art eine brüchige Männerwelt, stellt deren Werte in Frage, nie aber die Menschen dahinter. Von besonderer Kraft sind die Momente, in denen Brady sich ganz dem fast vollständig gelähmten Freund Lane widmet. Gib deine Träume niemals auf, sagt Lane in der Zeichensprache, die ihm als einziges Ausdrucksmittel noch geblieben ist. Nach ihrem gefeierten Debüt „Songs My Brothers Taught Me“ arbeitete die junge Regisseurin wieder mit Laiendarstellern, die hier ihre eigene Geschichte auf der Leinwand neu erzählen. Ein starkes und eigenwilliges Stück Kino ist ihr damit gelungen.
DVD Extras: Trailer
Christiane Radeke
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch