The Guilty
Tagein, tagaus bekommt es der Polizist Asger Holm in einer Kopenhagener Notrufzentrale mit aufgeregten und panischen Menschen zu tun, deren Anliegen manchmal weniger dramatisch sind als behauptet. Am Abend vor einer für ihn wichtigen Anhörung meldet sich bei dem Beamten eine junge Frau namens Iben, die offenbar entführt wurde, genau in diesem Moment neben dem Täter im Auto sitzt und ihn glauben lässt, sie spreche mit ihrer kleinen Tochter. Asgers Beschützerinstinkt ist umgehend geweckt. Und mithilfe geschickter Fragen versucht er, sich einen ersten Überblick über die Lage zu verschaffen. Obwohl er von seinem Arbeitsplatz aus nur einen begrenzten Handlungsspielraum hat, setzt der von einem früheren Fehlverhalten verfolgte Mann alles daran, Ibens Leben zu retten – Verstöße gegen das Protokoll inklusive.
Im Action-Thriller The Call – Leg nicht auf! von 2013 beschrieb Brad Anderson ein ganz ähnliches Szenario, ließ seine von Halle Berry verkörperte Hauptfigur aber auch außerhalb der Notrufzentrale tätig werden und zeigte zudem die Interaktion zwischen dem Opfer und seinem Peiniger. Gustav Möller konzentriert sich in seinem preisgekrönten Spielfilmdebüt hingegen einzig und allein auf Asgers Perspektive. „The Guilty“ verlässt nie die nüchtern-funktionalen Räumlichkeiten der Leitstelle, rückt dem Protagonisten häufig dicht auf die Pelle und lebt daher nicht zuletzt von Jakob Cedergrens nuancierter Darbietung, die die wachsende Sorge des Polizisten eindringlich zum Vorschein bringt. Das minimalistische, dennoch clever konstruierte Drehbuch, das der Regisseur gemeinsam mit Emil Nygaard Albertsen verfasste, setzt voll und ganz auf die Vorstellungskraft des Zuschauers, der immer wieder animiert wird, sich Asgers Gesprächspartner und ihre Schilderungen genauer auszumalen. Durch den fehlenden Blick nach außen fühlt man sich ebenso hilflos wie der um Fassung ringende Protagonist und wird von der Entwicklung im letzten Drittel ebenso hart getroffen. Auf der Zielgeraden erreicht „The Guilty“ noch einmal eine emotionale Wucht, die man angesichts der stark eingeschränkten Prämisse nicht für möglich gehalten hätte. Manchmal braucht es tatsächlich nur wenig, um ein hochspannendes Filmerlebnis zu kreieren!
Christopher Diekhaus
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: Deutsch, Dänisch
Untertitel: Deutsch