Tell Me Everything

Film: Tell Me Everything
Serienstart:
18.11.2022
Staffel:
1
Folgen:
6
Länge der Folgen:
45 bis 46 Minuten
Altersempfehlung:
Ab 14 Jahren
FSK-Freigabe:
keine Angabe
Regie:
Marley Morrison, Richard Senior
Darsteller:
Eden H. Davies (Jonny), Lauryn Ajufo (Neve), Spike Fearn (Louis), Tessa Lucille (Regan), Carla Woodcock (Zia), Callina Liang (Mei), Mark Quartley (Andrew) u. a.
Genre:
Drama , Jugend
Land:
Großbritannien, 2022

Du weißt nicht, was das ist, du willst es nicht haben, erst recht nicht darüber reden. Also versuchst du einfach weiterzumachen wie bisher, während die Leere in dir unaufhaltsam wächst, du immer mehr im eigenen Chaos versinkst und schließlich all das verlierst, was dir überhaupt noch wichtig ist … Die britische Serie „Tell Me Everything“ erzählt eine eindrückliche Geschichte über Depressionen. Aber nicht nur! Denn die Schüler*innen, die in der Scheinidylle der Kleinstadt Welwyn Garden City nördlich von London leben, haben alle mit Herausforderungen zu kämpfen.


Was dich in der Serie „Tell Me Everything“ erwartet:


Jonny geht es nicht gut – also so gar nicht. Deswegen hat er die Sommerferien auch nicht bei Verwandten in Irland verbracht, wie er allen um sich herum erzählt, sondern drei Wochen lang im Bett gelegen. Seine Freund*innen sollen das nicht wissen, niemand soll das wissen. Es gibt nur einen Menschen auf der Welt, mit dem er vielleicht darüber reden kann: seinen Vater. Und dann stirbt der plötzlich. Nun sind alle für Jonny da, machen sich Sorgen um ihn – aber niemand weiß, was wirklich in ihm vor sich geht. Also sagt er weiterhin, dass alles gut ist, wie er es schon sein ganzes Leben lang getan hat. Und inmitten von Partys, Drogen und anderen Ablenkungsmanövern wirkt es manchmal fast, als wäre es tatsächlich so.

Immerhin lernt er Mei kennen, die auch ihren Vater verloren hat. Erst will er sie nicht an sich heranlassen, doch sie ist hartnäckiger als alle anderen, und so lässt er es schließlich doch zu. Aber damit beginnt das Chaos erst so richtig – zumal es sich mit Maes Vater doch ein bisschen anders verhält, als sie Jonny erzählt hat.


Lohnt sich die erste Staffel der Coming-of-Age-Serie?


„Tell Me Everything“ ist eine Serie, die beim Zuschauen stellenweise richtig wehtut: Zum Beispiel, wenn Jonny so tut, als wäre der Verlust seines Vaters das Normalste der Welt und aus dem Mitgefühl einer Mitschülerin noch ein Date herauszuschlagen versucht. Oder wenn er bei der Trauerfeier von der eigenen Mutter dabei überrascht wird, wie er hinter dem Bartresen Sex mit seiner Großcousine hat. Jonny scheint konsequent alle Brücken zu zerstören, die ihm Halt geben wollen, und bringt selbst seine engsten Freund*innen in fiese Situationen. Doch gerade dieses unangenehme Berührtsein macht uns die tiefe Verlorenheit, die er spürt, umso stärker bewusst. Es erinnert uns daran, dass Depressionen unabhängig vom Alter jede Person treffen kann – und wie wichtig es ist, gut aufeinander aufzupassen. Und ehrlich miteinander zu sein – denn wie sich Jonny später ziemlich passend fragt: „Wie soll ich ehrlich sein, wenn die anderen nicht ehrlich zu mir sind?“ Dabei entwickelt die Serie dann doch ein unerwartetes Soggefühl und zieht uns immer mehr in die Geschichte hinein, in der letztendlich auch viele schöne Augenblicke ihren Platz finden.


Raus aus Mustern & Erwartungsdruck – die Charaktere in „Tell Me Everything“


Und außerdem geht es hier gar nicht nur um Jonny! Da ist auch noch seine beste Freundin Neve, die ständig an den Erfolgen ihrer großen Schwester gemessen wird und als schwarze Einser-Schülerin als Paradebespiel für erfolgreiche Diversität herhalten soll. Und die nun vor allem für ihr Recht kämpft, eben nicht immer und überall perfekt sein zu müssen. Oder Louis, der als Kind eines reichen Vaters theoretisch alles hat – abgesehen von der Liebe und Aufmerksamkeit seiner Eltern, die es nicht einmal merken, wenn sie ihm zum vierten Mal die gleiche Playstation schenken. Zu schaffen macht ihm auch, dass er denkt, vielleicht für immer Jungfrau bleiben zu müssen, weil er anders ist als die anderen Menschen um sich herum. Da ist Regan, die sich neben der Schule vor allem um ihre pflegebedürftige Oma kümmert und dabei nur allzu oft sich selbst vergisst. Und die hübsche Zia, die seit einem kleinen viralen Hit über eine beachtliche Social-Media-Reichweite verfügt – bei der sich aber kaum jemand die Mühe macht, auch mal den Menschen dahinter zu betrachten. Ach ja, und Mei – aber das ist eine Geschichte, die du dir besser direkt selbst ansiehst.

Passend zum Titel erzählt „Tell Me Everything“ also ziemlich viel – eben all das, was hinter der Fassade eines Lächelns oft nicht sichtbar ist. Nicht nur deshalb ist sie eine dieser Serien, die mit jeder Folge besser wird. Es lohnt sich also auf jeden Fall, einmal reinzuschauen und dann auch dranzubleiben.

Marius Hanke

Weitere Angaben

Filmtyp: Farbe

Streaming-Anbieter

Angaben beruhen auf Informationen zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (46. Woche 2022).