Tao Jie - Ein einfaches Leben

Tao Jie (Fräulein Tao) war fast selbst noch ein Kind, als sie als Kindermädchen in den Dienst der Familie Leung trat. Später arbeitete sie als Hausdame unablässig weiter für die Familie. Längst sind viele Familienmitglieder tot, andere sind in die USA emigriert. Für den Mitvierziger Roger, der als Filmproduzent in Hongkong arbeitet, ist sie allerdings weiterhin tätig, kocht und putzt für ihn. Mittlerweile sind fast 60 Jahre vergangen, in denen sie sich voll und ganz für diese Familie aufgeopfert hat. Nach einem Schlaganfall wird sie gerade noch rechtzeitig in ein Krankenhaus gebracht. Dort eröffnet sie Roger, dass sie ihren Dienst quittieren und in ein Seniorenheim ziehen möchte. Erst in diesem Moment wird Roger klar, welche Bedeutung Fräulein Tao für sein ganzes Leben hatte. Jetzt wäre er an der Reihe, sich um Fräulein Tao zu kümmern.
Regisseurin Ann Hui, die mit ihren Filmen auch schon mehrfach zu Gast bei den Internationalen Berliner Filmfestspielen war, ist für ihre poetisch-realistischen Werke bekannt, für ein Kino der leisen Töne, das vielleicht gerade deshalb besonders intensiv wirkt. Dem inzwischen aus der Mode gekommenen Generationenvertrag, dass sich die Eltern um ihre Kinder kümmern und diese sich als Erwachsene später um ihre Eltern, gewinnt sie neue Facetten ab. Das Band der Familie umfasst hier mehr als die reine Blutsverwandtschaft. Die feinfühlig erzählte Geschichte über ein alt gewordenes Kindermädchen und den in die Jahre gekommenen Sohn einer Familie, für die sie ein Leben lang tätig gewesen ist, beruht zudem auf wahren Ereignissen. Und obwohl diese im asiatischen Kulturraum angesiedelt sind und der Film mit Kritik am dortigen System der Altersversorgung und des Umgangs mit alten Menschen in profitorientierten Seniorenwohnheimen nicht spart, sind Parallelen zu deutschen Verhältnissen offensichtlich. Schließlich stehen auch China und Hongkong vor den gewaltigen Herausforderungen einer überalterten Gesellschaft. In ruhigen schönen Bildern und mit einer sympathischen Hauptdarstellerin, die noch kaum von den Gebrechen des Alters gezeichnet scheint, entwirft der Film somit die Utopie eines besseren Umgangs mit alten Menschen, und das ist sicher auch für junge Menschen interessant. Schließlich sind davon jetzt schon oder schon bald die eigenen Großeltern und Eltern betroffen.
DVD Extras: Trailer
Holger Twele
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
DVD-Bildformat: 1:1,85; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Kantonesisch
Untertitel: Deutsch
Anbieter
Verleih-Blu-rayKoch Media
Verleih-DVDKoch Media
Kauf-DVDKoch Media
Kauf-Blu-rayKoch Media