Stranger Things (Staffel 3)
Aus den klobigen Radios tönen eingängige Pop-Songs von Madonna und Reo Speedwagon. Sowohl Männer als auch Frauen tragen wirklich seltsame Frisuren und Klamotten in leuchtenden Neonfarben. Die Welt wird auf dem Sattel von BMX-Rädern erkundet. Im Kino läuft mit „Day of the Dead“ der dritte Teil von George Romeros berühmter Zombie-Reihe und Michael J. Fox reist zum ersten mal „zurück in die Zukunft“. Alles klar: Die dritte „Stranger Things“-Staffel ist jetzt also im Jahr 1985 angekommen! Und es gelingt ihr ziemlich gut, diese Zeit mit all ihren Verirrungen und Errungenschaften wieder zum Leben zu erwecken.
Das erwartet dich in der dritten „Stranger Things“-Staffel:
Zwei Jahre nach den Ereignissen der ersten Staffel erkunden Mike, Dustin, Lucas, Will, Eleven und Max staunend ihre Welt, die sich im Wandel befindet. Während die kleinen Geschäfte an der alten Hauptstraße verwaisen, zieht die neu eröffnete Mall am Stadtrand umso mehr Besucher*innen an und wird zum pulsierenden neuen Herz des Stadtlebens. Aber auch sie selbst haben sich verändert. Mike und Eleven verbringen ihre Zeit am liebsten knutschend und bringen Elevens Pflegevater Hopper ziemlich zur Verzweiflung, wenn die Zimmertür plötzlich vielsagend geschlossen wird. Will hingegen, der noch immer mit den traumatischen Erinnerungen an das Mind Flayer-Monster kämpft, das von ihm Besitz ergriffen hatte, möchte am liebsten an der alten Zeit festhalten. Wenn es es nach ihm ginge, würde die Clique wie bisher den ganzen Sommer im Keller von Mikes Eltern verbringen und eine Dungeons and Dragons-Kampagne nach der anderen durchspielen. Doch welchen Wert haben die fantastischen Fantasywelten des Pen & Paper-Rollenspiels noch für eine Gruppe, die am eigenen Leib in den Abgrund des Bösen geschaut hat? Zudem kann kein noch so gutes Fantasy-Abenteuer den Schmetterlingen im Bauch Paroli bieten, die Wills Freunde Mike, Lucas und Dustin gerade mächtig durcheinanderbringen.
Lohnt sich das Weiterschauen der Serie für dich?
Vor allem die ersten drei Episoden der dritten Staffel leben von den Figuren und der liebevollen Beobachtung ihrer Beziehungen. Hier ist ist die Mystery-Serie ganz nah dran und fängt das Alltagsleben der Freund*innen mit viel Humor ein. Sicher, die Figuren sind oft ziemlich eindeutig angelegt – da gibt es den Nerd, den Schönling, den Proll, die kleine vorlaute Schwester. Aber das macht sie auch so vertraut. Andererseits verliert die Staffel auch keine Zeit. Schon in der ersten Episode wird mit aller Wucht die übersinnliche Bedrohung eingeführt, die die US-amerikanische Kleinstadt Hawkins in Indiana erneut heimsuchen wird. Wie schade, dass sich „Stranger Things 3“ danach ein bisschen zwischen Bösewichten aus dem Osten (schließlich herrscht noch Kalter Krieg), korrupten Politikern und wirkungsvollen, aber nicht neuen Horrorfilmszenen verliert und die sympathischen Held*innen nur noch auf die Gefahren reagieren lässt.
Gut, dass es die Comic-Relief-Szenen gibt! Denn gerade durch das, was in diesen ohne Worte erzählt wird, bekommt die Staffel noch den Dreh. Zum Beispiel, wenn Mike es einfach nicht fertig bringt, das Wort Liebe über die Lippen zu bringen (Achtung: Running Gag!). Spannender wird es dann, wenn ohne viel Aufhebens über sexuelle Orientierungen geredet wird. Besser gesagt: Wenn gar nicht so viel darüber geredet wird und sie einfach zur Kenntnis genommen werden. Da ist die Serie aber sehr wahrscheinlich fortschrittlicher und aufgeschlossener, als es die 1980er-Jahre tatsächlich waren. Am stärksten ist „Stranger Things 3“ aber (wieder) dann, wenn scheinbar Nebensächliches erzählt wird. Beispiel? Ok. Dustin, Will und Co kämpfen bei der Konfrontation mit dem Mind Flayer-Monster um ihr Leben. Dazwischen lernen sie, was es wirklich bedeutet zu leben, was Freundschaften ausmacht, wie die Liebe einen verwirrt, krank und stark macht, was es bedeutet, älter zu werden und zu akzeptieren, dass manche Dinge nur noch in der Erinnerung einen Wert haben und andere bleiben ...
Stefan Stiletto
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe