Stilles Chaos

Während Pietro Paladini und sein Bruder zwei Frauen vor dem Ertrinken retten, stirbt seine Frau im Ferienhaus. Pietro, unfähig seine Trauer zu spüren, beschließt kurz darauf, nicht mehr in sein Büro zurückzukehren und stattdessen die Tage vor der Schule seiner kleinen Tochter auf einer Parkbank zu verbringen, ihr in den Pausen zu winken und auf den Schulschluss zu warten. Die Bank, sein Auto und ein einfaches Restaurant nebenan werden sein neues Alltagsdomizil. Bald schon bekommt er auf seiner Bank Besuch von Kollegen, Geschäftspartnern und Verwandten, die unerwartet offene Gespräche suchen. Mehr und mehr geraten dabei Ereignisse aus seiner Vergangenheit in den Hintergrund, die offenbar zuvor eine Bedeutung hatten. Stattdessen rücken fremde Menschen und kleine Gesten neu ins Zentrum von Pietros Wahrnehmung. Und während er Gefallen an unspektakulären Dingen findet, entdeckt er an sich Facetten, die er bislang nicht kannte.

Nanni Moretti, der die Hauptrolle übernahm und auch das Drehbuch nach der Romanvorlage von Sandro Veronesi verfasste, prägt den Film durch seine unaufdringliche, intensiv-zurückhaltende Präsenz. Denn Pietro Paladini, der nicht weiß, ob ihn seine Frau betrog und ob sie wirklich krank war, widmet sich nicht der aktiven Suche nach Wahrheiten, sondern lässt passiv das Leben wirken und geschehen. Durch den emotionalen Balanceakt, den seine Verweigerungshaltung auslöst, verändert sich sein Leben und mit ihm auch seine Welt. Dramaturgisch wird die Faszination der märchenhaften Ausgangssituation allerdings durch das intellektuell-altkluge Gebaren von Pietros Tochter und die Auseinandersetzungen mit den Führungsetagen der Medienbranche gestört, die wiederholt für Längen der Handlung sorgen.

Der Film wurde ausgezeichnet beim Chicago Festival und mit dem italienischen David di Donatello Award bedacht.

DVD-Bildformat: 1:1,85; 16:9
Ton: Dolby Surround, Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Italienisch
Untertitel: Deutsch

Rotraut Greune