Soul Kids
![Film: Soul Kids](https://www.kinofilmwelt.de/media/videos/2023/soul_kids/Fotos/soul_kids_1.jpg)
Otis Redding, Isaac Hayes oder auch die Staple Singers haben etwas gemeinsam: Sie machten die Soulmusik, welche in den 1960er und 1970er Jahren die Bürgerrechtsbewegung begleitete. Das ist aber noch nicht alles! All diese Künstler*innen brachten ihre Songs auch über das berühmte Label Stax Records heraus. Dieses wurde in Memphis gegründet, eine der ärmsten Städte der USA, die im südlichen US-Bundesstaat Tennessee liegt und in der viele Menschen mit afroamerikanischer Herkunft leben. Bis heute gilt Memphis als eine Hochburg des Blues und des Soul. Seit 2000 ist dort auch die Heimat der Stax Music Academy, deren talentierte Nachwuchsmusiker*innen wir in Hugo Sobelmans zweitem langen Dokumentarfilm kennenlernen.
Worum es in diesem Dokumentarfilm geht:
„Dieser Ort wurde ein Zuhause für mich, ein Zufluchtsort“, sagt der 17-jährige Trevor. Und meint damit die Stax Music Academy, ein musikalisches Fortbildungsangebot, das Jugendlichen ermöglicht, nachmittags und in den Ferien von engagierten Lehrer*innen unterrichtet zu werden. Jedes Jahr nimmt die Academy 12- bis 17-Jährige auf, die keine musikalische Ausbildung mitbringen und kein Schuldgeld zahlen müssen. Für Trevor, der aus einem Viertel in Memphis mit viel Armut und hoher Kriminalitätsrate stammt, ist die Academy eine wichtige seelische Stütze. Die Musik, so berichtet er, ist für ihn wie ein Schutzschild.
Neben Trevor porträtiert Hugo Sobelman in seinem Dokumentarfilm aber auch andere Schüler*innen, die zumeist religiös geprägt und von klein auf mit Gospel vertraut sind. Wir sehen ihnen beim Proben, Singen und Tanzen, sogar beim Komponieren in kleinen Gruppen zu. Sobelman kombiniert solche Mitschnitte mit Statements der Jugendlichen vor der Kamera oder aus dem Off und historische Filmaufnahmen, etwa zur Bürgerrechtsbewegung.
Was macht „Soul Kids“ so besonders?
Dass Hugo Sobelman ein enges Vertrauensverhältnis zu den Schüler*innen der Academy aufbauen konnte, merken wir sofort: Deren Energie, Lebensfreude und Leidenschaft sind permanent spürbar. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Dokumentarfilm aber auch die kritische und kreative Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus in Tennessee. Besonders die Lehrer*innen regen zu einer Beschäftigung mit dem Thema an: So ermuntert zum Beispiel die wortgewandte Gastdozentin Chandra Williams, Leiterin eines künstlerischen Kulturzentrums in Clarksdale, die Schüler*innen, sich selbst von überkommenen Rollenbildern und unfairen Diskriminierungsmustern zu befreien. Ihr Leitspruch lautet: Ihr müsst über das sprechen, was ihr wollt. Das schließe ein, die Verhaltensweisen außer- und innerhalb der Schwarzen Community zu hinterfragen.
Und auch wenn nicht jedes Talent später professionelle*r Musiker*in oder gar ein Star wird, ein gestärktes Selbstbewusstsein können hier alle fürs Leben mitnehmen. „Soul Kids“ ist daher ein quicklebendiger Mutmacherfilm, der nicht nur Auswege aus dem Teufelskreis von Armut, Diskriminierung und Gewalt aufzeigt sondern auch ein vorbildliches Musikprojekt zur Selbstermächtigung vorstellt.
Beim Internationalen Festival für Musikfilme FAME in Paris gewann „Soul Kids“ den Großen Preis der Jury.
Reinhard Kleber
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe