Solo: A Star Wars Story
Nein, wenn wir ehrlich sind, dann war Luke Skywalker nie unser Held. Der blonde junge Mann mag zwar besondere Fähigkeiten haben. Aber wenn er nicht gerade mit der dunklen Seite der Macht hadert, ist er einfach ein netter, unscheinbarer Jüngling. Mit Han Solo sieht das ganz anders aus. Ein schelmisches Grinsen begleitet den Draufgänger, der auch mal aus dem Hinterhalt auf seine Gegner schießen darf, mit Romantik nichts am Hut hat und insgesamt ein rechter Haudegen ist. Jetzt endlich, fast auf den Tag genau 41 Jahre nach seinem ersten Auftritt in „Krieg der Sterne“ (der heute nur noch „Episode 4 – Eine neue Hoffnung“ heißt) widmet sich ein kompletter Film nur diesem grobschlächtigen Gauner. Es könnte ein großer Spaß sein. Doch das Prequel weiß nur wenig über Han Solo zu erzählen und ist über weite Strecken einfach nur enttäuschend langweilig ausgefallen. Man mag kaum glauben, dass für das Drehbuch unter anderem Lawrence Kasdan verantwortlich zeichnet, der mit „Das Imperium schlägt zurück“ den unbestritten besten Film der Reihe und zuletzt auch das Buch zu „Star Wars 7“ geschrieben hat. Nun liefert er einfach nur Dienst nach Vorschrift und lässt die geneigten Fans erfahren, wie Han zu seinem Nachnamen kam, wie er seinen Wookie-Kumpel Chewbacca kennenlernt, was ihn mit dem Spieler Lando Calrissian verbindet und was es mit dem legendären Kessel-Run auf sich hat. Wir lernen Han kennen, als er bei der Flucht von seiner großen Liebe Qi’ra getrennt wird, aus der imperialen Luftflotte fliegt und wenig später desertiert, wir sind dabei, wenn er für einen Gangster im Bond-Stil Treibstoff klaut, ein Idol findet und mit Intrigen zu kämpfen hat.
Es gibt ein paar großartige Actionszenen in diesem Film, ein paar wirklich schöne, stimmungsvolle Einblicke in Randgebiete des mittlerweile immens großen Science-Fiction-Universums, jede Menge fantastischer Aliens, die angenehm unaufdringlich bleiben, und auch einige schöne Gags für Fans. Aber für eine Geschichte über Han Solo fehlt es dem Film dann doch vor allem an augenzwinkerndem Humor und an Dreistigkeit. In der Rolle des jungen Solo bemüht sich Alden Ehrenreich, die Mimik von Harrison Ford zu imitieren, verleiht seiner Figur jedoch keinen eigenen Charakter. So überraschungsarm bleibt auch die Inszenierung von Ron Howard, der vor ein paar Jahren mit Rush immerhin einen mitreißenden Rennsportfilm gedreht hat. Howard hatte mitten während der Dreharbeiten die Regie von Phil Lord und Chris Miller übernommen. Wir werden wohl nie erfahren, wie deren Vision von „Solo“ ausgesehen hätte. Wer sich jedoch deren Lego Movie ansieht, der ahnt zumindest, wie verrückt und wild dieses Spin-Off hätte werden können. Markante Figuren werden eben nicht interessanter, wenn sie kein Wagnis eingehen.
Blu-ray Extras: Entfallene Szenen, Featurettes
Stefan Stiletto
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Sprachen: Deutsch, Englisch, Türkisch
Untertitel: Deutsch, Türkisch, Engl. f. Hörg.