Snowden

Nach Laura Poitras‘ preisgekröntem Dokumentarfilm „Citizenfour“ versucht sich Hollywoods einstiges Enfant terrible Oliver Stone („Savages“, Wall Street – Geld schläft nicht) an einer Dramatisierung der von Edward Snowden im Sommer 2013 losgetretenen NSA-Affäre. Entstanden ist ein recht differenziertes Biopic, das immer wieder eine thrillerartige Spannung erzeugt.

Gegenübergestellt werden Snowdens konspirative Treffen mit der Filmemacherin Poitras und den Journalisten Glenn Greenwald und Ewen MacAskill in einem Hotel in Hongkong und sein früherer beruflicher und privater Werdegang. Tritt der Titelheld in den zuweilen klaustrophobisch erscheinenden Szenen nach seiner Flucht stets misstrauisch, fast schon paranoid auf, wirkt er zu Beginn seiner Geheimdienstkarriere wie ein naiver Junge mit einer spürbar patriotischen Gesinnung. Der Dienst für sein Vaterland liegt ihm gerade nach den traumatischen Erfahrungen des 11. Septembers sehr am Herzen. Und die Arbeit mit hochsensiblen Daten versetzt den IT-Spezialisten in freudige Erregung. Protegiert wird der versierte Autodidakt von CIA-Ausbilder Corbin O’Brian, den Rhys Ifans mit einer autoritären wie beunruhigenden Präsenz versieht. Auslandseinsätze im Auftrag der Sicherheitsbehörden lassen Snowden irgendwann erkennen, dass ein ausuferndes und fragwürdiges Überwachungsnetz den ganzen Globus umspannt. Zweifel an seiner Arbeit kommen auf und wachsen weiter an, bis der Computerexperte glaubt, handeln zu müssen.

Die Geschichte ist – zumindest in ihren groben Zügen – bekannt. Und doch gelingt es Stone und seinem Koautor Kieran Fitzgerald, den Zuschauer zu packen und auf eine Reise mitzunehmen, an deren Ende ein junger Mensch eine mutige und folgenreiche Entscheidung trifft. Einen Entschluss, der ein weltweites Beben auslöste und aus einem aufrechten Amerikaner einen verhassten Staatsfeind machte. Mit großen politischen Zusammenhängen hält sich der Film meistens zurück, lässt aber immer wieder – besonders in den Gesprächen zwischen Snowden und seinem Mentor O’Brian – das verzerrte Sicherheitsverständnis der Geheimdienste aufblitzen. Um potenzielle Feinde abzuwehren, ist jedes Mittel recht und daher auch die Unterhöhlung der Privatsphäre absolut entschuldbar. Eine Haltung, die der Protagonist nur langsam zu hinterfragen beginnt. Immerhin ist der süße Geschmack der Macht enorm verführerisch. Snowdens Wandlung illustriert das biografische Drama nicht zuletzt anhand der Beziehung zu seiner Freundin Lindsay Mills, die schon bei ihrem ersten Treffen die Bedeutung freiheitlich-demokratischer Werte herausstellt und erfreulicherweise mehr ist als eine eindimensionale Stichwortgeberin.

Bahnbrechend neue Erkenntnisse sollte man von „Snowden“ nicht erwarten. Als eindringliches Psychogramm mit einigen packenden Spannungssequenzen überzeugt Stones Ausarbeitung aber in weiten Teilen. Hilfreich ist dabei sicher auch die Tatsache, dass Hauptdarsteller Joseph Gordon-Levitt eine angenehme Natürlichkeit und Bodenständigkeit ausstrahlt. Wenngleich das aufklärerische Biopic nicht als Stones beste Regiearbeit in die Geschichte eingehen wird, ist der Film doch ein kleines Geschenk, da er an einen Mann erinnert, der wahrscheinlich nie wieder in sein altes Leben zurückkehren kann. Der nach wie vor im russischen Exil festsitzt und mittlerweile, da Flüchtlingsdebatten und die Terrorangst omnipräsent sind, zunehmend aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwindet.

Blu-ray-Bildformat:1:2,40/1080p
Ton:dts HD 5.1 MA
Sprachen: Deutsch dts HD 5.1 MA/Englisch dts HD 5.1 MA/Dt. f. Sehg.
Untertitel: Dt. f. Hörg.

DVD Extras: Interviews

Blu-ray Extras: Interviews

redchex