Sønner – Dunkle Geheimnisse (OmU)

In seinem Debütspielfilm wagt sich der norwegische Regisseur Erik Richter Strand an das häufig noch tabuisierte Thema Pädophilie und den sexuellen Missbrauch von Jungen, der angesichts der zahlreicheren Fälle von Missbrauch an Mädchen allzu oft in den Hintergrund der öffentlichen Aufmerksamkeit rückt.

Lars ist Bademeister in einem Schwimmbad in Oslo. Eines Tages entdeckt er einen netten älteren Mann im Schwimmbecken, der sich intensiv um Kontakte mit Jungen bemüht und in Lars Erinnerungen aufleben lässt. Denn dieser Hans hatte einst auch ihn und einige seiner Freunde unter dem Deckmantel des sozialen Engagements sexuell missbraucht und, wie sich erst jetzt herausstellt, Fotos von seinen Opfern gemacht, die im Internet verfügbar sind. Als der 14-jährige Tim in das Auto von Hans steigt, versucht Lars auf eigene Faust, sich an dem pädophilien Peiniger zu rächen und Tim vor ähnlichen Erfahrungen zu bewahren.

Sehr deutlich vermittelt der Film, warum diese Form des sexuellen Missbrauchs so oft verschwiegen wird, von der sich davon bewusst distanzierenden Schwulenszene einmal abgesehen. Außenstehende sehen lieber weg und möchten mit dem möglichen Problem nichts zu tun haben, zumal der Täter hier auch noch als besonders intelligent und gebildet dargestellt wird. Die Opfer selbst suchen zu verdrängen und möchten möglichst nicht mehr daran erinnert werden. So hat auch Lars seine Mühe, damalige Opfer und Freunde zur Mithilfe zu bewegen. Was in ihnen vorgegangen sein mag und in welcher Weise sich die traumatischen Erfahrungen auf das spätere Leben auswirkten, erfahren die Zuschauer allerdings nur ansatzweise. Wenn, dann wirkt es konstruiert wie etwa die Berührungsängste von Lars gegenüber einer befreundeten Nachbarin, die als Prostituierte arbeitet. Richtig fragwürdig wird der Film jedoch, als Lars sich zum Rächer und Richter aufspielt: er dringt in die Wohnung von Hans eindringt, bedroht ihn und bringt schließlich auch Tim in unmittelbare Gefahr bringt. Die für Spannung sorgenden Krimielemente und Rachegelüste lassen sich zwar als Grundlage für die Diskussion über einen richtigen „Umgang“ mit solchen Tätern nehmen; im Film geht das jedoch auf Kosten der Glaubwürdigkeit und der Betroffenheit.

DVD-Bildformat: 16:9
Sprache: Norwegisch
Untertitel: Deutsch
DVD-Extras: Kurzfilm "Kostbare Augenblicke", Trailer

Holger Twele