Smoke / Blue in the Face

Ein Tabakladen kann ein wunderbarer Ort für Geschichten sein. Genau davon geht „Smoke“ aus und erzählt von der „Brooklyn Cigar Company“, einem kleinen Laden in New York. Ein Mikrokosmos und Knotenpunkt, an dem die unterschiedlichsten Menschen mit ihren Erfahrungen und Erlebnissen aufeinander treffen. Da ist zum Beispiel Paul Benjamin, einst erfolgreicher Schriftsteller, der seit dem gewaltsamen Tod seiner Frau an einer Schreibblockade leidet. Oder der junge Rashid, dem durch Zufall eine Papiertüte mit geklauten 5000 Dollar in die Hände fällt. Und da ist vor allem Auggie Wren, der Inhaber des Ladens. Er kennt die Sorgen und Geheimnisse seiner Kunden und hat ebenso eigene Probleme, wird er doch plötzlich mit der Existenz einer erwachsenen, drogenabhängigen Tochter konfrontiert. Hier wird keine große Geschichte im klassischen Sinne präsentiert, sondern eine Vielzahl von Miniaturen, die der Schriftsteller Paul Auster in seinem ersten Drehbuch geschickt miteinander verwoben hat und die von Wayne Wang ruhig und sensibel in Szene gesetzt werden. Im Verlauf des Films zeigt Auggie Paul ein Projekt, an dem er arbeitet: Seit Jahren macht er jeden Morgen zur gleichen Zeit ein Foto von der Straßenkreuzung vor seinem Laden. Dieses zunächst scheinbar immer gleiche Bild wird bei genauem Betrachten unendlich interessant, denn tatsächlich ist immer etwas ein wenig anders. Auf ähnliche Art funktioniert „Smoke“. Es sind für sich unspektakuläre Episoden, denen dieser Film Raum gibt und die so ihren ganz eigenen Charme entfalten. Als seelenvolles, kleines Kinojuwel ist „Smoke“ von Publikum und Kritik bejubelt worden und hat seinen Machern selbst sichtlich Spaß gemacht. Bei den Dreharbeiten entwickelten die Figuren ein regelrechtes Eigenleben, das in der Dramaturgie des Films nicht ausreichend Platz finden konnte. So wurde eine weitere Woche Dreh angehängt und es entstand „Blue in the Face“, ein spontanes, von den Darstellern improvisiertes Filmexperiment. Wieder bilden Auggie und sein Laden den Mittelpunkt, in dem alle Fäden zusammenlaufen. Wieder gibt es keine große Geschichte. „Blue in the Face“ bietet ein Sammelsurium aus kleinsten Episoden, Impressionen, erfundenen und dokumentarischen Monologen über Brooklyn und die Menschen, die dort leben. Ein spannender, erweiterter Einblick in das „Smoke“-Universum ist hier gelungen und dazu eine Liebeserklärung an einen Stadtteil, seine Bewohner und ein nachbarschaftliches, multikulturelles Miteinander. DVD-Bildformat: 1:1,66;16:9 Ton: Dolby Surround
Kirsten Loose
Weitere Angaben
Filmtyp: Farbe
Anbieter
Kauf-DVDKinowelt