Shadow Dancer

1973, der Nordirlandkonflikt ist auf seinem Höhepunkt. Durch Collettes Verschulden wird ihr kleiner Bruder von britischen Soldaten getötet. Ein tragischer Vorfall, den sich das Mädchen nie verzeihen kann. 20 Jahre später ist Collette Mitglied der IRA. Auch ihre Brüder Connor und Gerry haben den Tod des kleinen Bruders nie vergeben. Hass ist die einzige Antwort in einem Konflikt ohne Gewinner. Collette, inzwischen selbst Mutter eines kleinen Jungen, soll eine Bombe in der Londoner U-Bahn platzieren. Sie zögert, zweifelt und wird von britischen Sicherheitskräften festgenommen. Geheimdienstagent Mac macht ihr ein Angebot: Sie soll die IRA und die eigene Familie ausspionieren, im Gegenzug werden ihr 25 Jahre Haft erlassen und sie darf ihren geliebten Sohn wiedersehen. Collette willigt ein, im Grunde hat sie keine Wahl. Das Risiko ist hoch, die IRA macht kurzen Prozess mit Verrätern. Collette gerät in einen unlösbaren inneren Konflikt. Doch auch von außen wächst der Druck, denn ihre Rückkehr hat in den eigenen Reihen das Misstrauen gegen sie geschürt. Gleichzeitig entwickelt sich eine komplexe Beziehung zwischen Collette und dem Geheimdienstoffizier Mac, der ebenso unter Druck gerät.

Der Brite James Marsh ist als Regisseur seit Jahren in den unterschiedlichsten Genres unterwegs. 2008 wurde sein Dokumentarfilm „Man on the Wire“ mit dem Oscar prämiert. Sein politisches Drama über eine unmögliche Beziehung ist in den 1990er Jahren angesiedelt, taucht in den blutigen, über Dekaden anhaltenden Nordirlandkonflikt ein und beleuchtet ihn aus der Perspektive einer jungen Frau, die weder ihren Werdegang zur Terroristin noch den zur Verräterin und Geheimdienstinformantin wirklich beeinflussen kann. Es gibt scheinbar keinen Ausweg in diesem ungleichen Machtgefüge, in dieser Spirale aus Hass und Gewalt. Damit hat der Film auch über die Zeit- und Landesgrenzen hinaus ein universelles politisches Anliegen. Die Inszenierungsart erinnert im besten Sinne an die Filme des New Hollywood. Unterkühlte Bilder in Grautönen illustrieren die ganze Hoffnungslosigkeit. Allein Collettes roter Mantel eilt durch ein unwirtliches Land. Die unter der Oberfläche schwelende Spannung erzeugt eine Sogwirkung in diesem ruhig inszenierten Thriller, der eindrucksvoll zeigt, wie schwer es in diesem Konflikt ist die Menschlichkeit zu bewahren. Der Schluss wartet mit einer überraschenden Wendung auf, ebenso bitter wie konsequent.

DVD-Bildformat: 1:2,35; 16:9
Ton: Dolby Digital 5.1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch

Christiane Radeke